Jerusalem (epd). Mit der Weitergabe des „Heiligen Feuers“ hat die orthodoxe Kirche am Samstagnachmittag in der Jerusalemer Grabeskirche unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen den Auftakt zum orthodoxen Osterfest gefeiert. Tausende Menschen nahmen an der Zeremonie teil. Dabei entzündete Patriarch Theophilos III. von Jerusalem ein Bündel Kerzen am „Heiligen Feuer“ in einer kleinen Kapelle im Zentrum der Grabeskirche, an deren Stelle das Grab Jesu vermutet wird. Anwesende gaben das Feuer anschließend von Kerze zu Kerze weiter.
Nach Überzeugung der Gläubigen entzündet sich das Feuer jedes Jahr am Nachmittag des Karsamstags ohne natürlichen Ursprung aus dem Inneren des Steins, auf dem Jesus auferweckt worden sein soll. Vom Grab Jesu wird es an orthodoxe Gemeinden in aller Welt weitergegeben. Kritiker vermuten allerdings einen natürlichen Ursprung des Feuers durch chemische Pulver oder Flüssigkeiten.
Die Zeremonie verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Hunderte von Jerusalemer Polizeibeamten waren mit Unterstützung der Grenzpolizei seit den Morgenstunden in der Altstadt im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen war der Zutritt zur Grabeskirche laut Polizei auf 1.800 Personen beschränkt worden. Mehrere Blockaden an den Zugängen versperrten den Weg.
Die Zutrittsgenehmigungen für das Gelände waren bereits vor der Zeremonie erteilt worden. Da nicht alle Besucher im Voraus über das Vorgehen informiert waren, kam es an vielen Absperrungen zu Gedränge und Unruhe. Die Polizei errichtete Bereiche mit Schirmen und Stühlen für die wartenden Personen ohne Genehmigung.
Anders als die westlichen Kirchen, die dem gregorianischen Kalender folgen, verwendet die orthodoxe Kirche den julianischen Kalender, was zu unterschiedlichen Berechnungen des Osterdatums führt. Deshalb feiern orthodoxe Christen die Auferstehung Christi dieses Jahr am ersten Wochenende im Mai, sechs Wochen später als das katholische und protestantische Ostern.
Die Grabeskirche in Jerusalem gilt für viele Gläubige als eine der heiligsten Stätten der Christenheit. An diesem Ort soll Jesus Christus gekreuzigt, begraben und auferstanden sein. Das orthodoxe Christentum bezeichnet sie daher auch als Auferstehungskirche.