Berlin (epd). Juden fehlt nach Einschätzung Josef Schusters seit dem Hamas-Anschlag auf Israel das Gefühl, einen sicheren Hafen zu haben. Zwar erlaube Israels Grundgesetz die Einwanderung aller Juden und das habe sich nicht geändert, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden im „Interview der Woche“ im Deutschlandfunk (Sonntag). Aber das Sicherheitsgefühl sei verloren gegangen. Zugleich sei in Deutschland eine Zunahme von Antisemitismus zu spüren.
Dieser geht Schuster zufolge seit dem 7. Oktober vermehrt insbesondere von Rechtsextremisten aus, teilweise auch von Linken. „Aber was jetzt deutlicher geworden ist, ist ein Antisemitismus von muslimischen Menschen, also Menschen mit arabisch- und türkischstämmigem Hintergrund.“ Das betreffe nicht alle. „Man darf nie verallgemeinern, auch das nicht, aber trotzdem deutlich mehr und zum Teil auch gewaltbereit.“
In Deutschland lebten rund 150.000 jüdische Menschen und fünfeinhalb Millionen Muslime, sagte Schuster. Wie andere habe er 2015 aufgrund der Einwanderung vieler geflüchteter Muslime Bedenken gehabt. „Fakt ist aber, dass wir in den Jahren 2015 bis jetzt eine Zunahme arabisch-stämmigen, muslimisch-stämmigen Antisemitismus tatsächlich nicht beobachtet haben, entgegen meiner Befürchtung.“ In der derzeitigen aufgeheizten Stimmung habe sich dies jedoch verändert.
Am 7. Oktober 2023 verübte die Hamas einen Anschlag auf Israel, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und weitere verschleppt wurden. Israel reagierte mit Luftangriffen und der Entsendung von Bodentruppen in den Gaza-Streifen, wo die Hamas die Regierung stellt, sowie mit einer Blockade des Küstengebiets. Seitdem sind nach UN-Angaben, die sich auf die Behörden des Gaza-Streifens beziehen, mehr als 34.000 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden.