Berlin (epd). Der Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen ist im Wesentlichen hausgemacht. Zu diesem Ergebnis kommt der Sachverständigenrat für Gesundheit und Pflege in seinem jüngsten Gutachten für die Bundesregierung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler übergaben ihre Untersuchung am Donnerstag Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Sie dringen auf tiefgreifende Reformen, die über die Vorhaben der Ampel-Koalition hinausgehen.
Im Kern ist das deutsche Gesundheitswesen den Sachverständigen zufolge so ineffizient organisiert, dass Patienten, Patientinnen, Pflegebedürftige und das Personal unter den Folgen leiden. Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich eines der teuersten Gesundheitswesen überhaupt hat und mit der Zahl von Ärzten und Pflegekräften in der Spitzengruppe liegt, seien eindeutig Versorgungsengpässe festzustellen, erklärte der Sachverständigenrat. Denn konkret am Krankenbett oder im Pflegeheim arbeiten zu wenige Menschen. Wenn die Arbeit nicht intelligenter organisiert werde, werde sich dieser Mangel in den kommenden 10 bis 15 Jahren verschärfen, erklärte der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Michael Hallek.
Deshalb sind dem Gutachten zufolge mit Neueinstellungen oder Fachkräften aus dem Ausland die Probleme nicht zu lösen. Vielmehr müssten grundlegende Veränderungen erfolgen. Deutschland leiste sich zu viele Krankenhäuser, benötige dringend eine Reform der Notfallversorgung und mehr Hausärzte. Der Pflegeberuf müsse durch Akademisierung und neue Kompetenzen für Fachkräfte aufgewertet werden. Nur unter besseren Arbeitsbedingungen könnten Pflegefachpersonen auf Dauer in ihrem Beruf tätig sein.
In Deutschland arbeiten 1,2 Millionen Menschen in Krankenpflege und 700.000 in der Altenpflege. Es gibt 500.000 Ärztinnen und Ärzte und 700.000 Medizinische Fachangestellte. Alle drei Berufe sind von der Bundesagentur für Arbeit als Engpassberufe eingestuft.