Oberursel (epd). Der Architekt Philipp Oswalt sieht die Potsdamer Garnisonkirche als „Ikone für Rechtsradikale“. Das Gebäude erzeuge in rechtsextremen Kreisen eine enorme Resonanz, sagte der Kasseler Architekturprofessor dem im hessischen Oberursel erscheinenden Monatsmagazin „Publik Forum“. Mit dem Turm und der Südfassade des Baus sei ein Nationalsymbol reproduziert worden.
Sicherheitsmaßnahmen verhinderten zwar, dass Rechtsextreme in dem Gotteshaus selbst keine Untaten treiben können, sagte Oswalt. Aber der Straßenraum davor sei öffentlicher Raum: „Die Stiftung kann nichts dagegen tun, wenn Menschen da ihre Instagram-Videos drehen.“
Am Ostermontag war die Kapelle im wiedererrichteten Turm der Garnisonkirche eröffnet worden. Der 1735 fertiggestellte Originalbau war 1945 im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Ruine 1968 von DDR-Behörden gesprengt worden. Im Jahr 2005 begann, unterstützt von einer kirchlichen Trägerstiftung, der Wiederaufbau, an dem es immer wieder Kritik gegeben hatte.
In der preußischen Militärkirche waren einst Soldaten gesegnet worden. Die Nationalsozialisten hatten sie als Inszenierungsort verwendet, Adolf Hitler hatte dort eine Rede gehalten. Die evangelische Kirche will den neuen Turm vor allem für Friedensarbeit und Demokratiebildung nutzen.