Ludwigsburg (epd). Die Konfirmanden-Arbeit ist nach Ansicht von Pädagogik-Professor Wolfgang Ilg auch bei zurückgehenden Zahlen ein Erfolgsmodell. „Durchschnittlich lassen sich in Deutschland 80 Prozent der evangelischen Jugendlichen konfirmieren“, sagte der Professor für Jugendarbeit und Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). „So eine Reichweite hat die Kirche eigentlich in keinem anderen Bereich.“
Laut der 3. bundesweiten Konfi-Studie, die im Sommer 2024 veröffentlicht wird, variiert die sogenannte „Konfirmations-Quote“ jedoch von Kirche zu Kirche sehr. In Anhalt ließen sich 2022 nur rund 55 Prozent der protestantischen Jugendlichen konfirmieren, Kurhessen-Waldeck hatte vor zwei Jahren die höchste Konfirmationsquote mit 86,5 Prozent.
Die württembergische Landeskirche hat eine Konfirmationsquote von rund 84 Prozent im Jahr 2022 - neun Jahre zuvor ließen sich noch 98 Prozent der evangelischen Jugendlichen konfirmieren. In Baden ließen sich vor zwei Jahren 77 Prozent konfirmieren, 2013 waren es noch knapp 90 Prozent.
In den 20 Gliedkirchen der EKD ließen sich im Jahr 2022 insgesamt 138.218 junge Menschen konfirmieren, das waren gut 36,8 Prozent weniger als 2013. Der Anteil der Konfirmierten an ihrem Geburtsjahrgang betrug 2022 noch 17,6 Prozent, zehn Jahre zuvor lag er noch bei 28,6 Prozent.
Zwar spielten Geld und Geschenke sowie die Familientradition eine Rolle bei der Anmeldung der Jugendlichen zur Konfirmation, aber diese Motive seien weniger stark als der Wunsch, sich tatsächlich mit Fragen des Glaubens auseinandersetzen, so ein Ergebnis der Studie.
Laut Ilg finden 30 bis 40 Prozent der befragten Jugendlichen Gottesdienste langweilig. „Deshalb sollte man ernster nehmen, was es auch unter der Woche an kirchlichen Jugendangeboten gibt und andere jugendgerechte Formate stärken“, sagte er.
Viele junge Menschen verlören nach der Konfirmation den Kontakt zur Kirche. Deshalb schlug er vor, Konfirmierte fünf Jahre nach dem Fest „zum Pizzaessen einzuladen“ und mit ihnen ins Gespräch zu kommen über ihr Leben und ihren Glauben. „Die Jugendlichen würden dann spüren: Die Kirche ist an uns und unseren Ideen interessiert.“