Berlin (epd). Ein Jahr nach dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke sieht Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) Bedenken gegen den Atomausstieg als entkräftet an. „Wir sehen heute, dass die Stromversorgung weiter sicher ist, die Strompreise nach dem Atomausstieg gefallen sind und die CO2-Emissionen ebenfalls runtergehen“, sagte der Vizekanzler den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Die Schreckensszenarien seien alle nicht eingetreten, bekräftigte Habeck.
„Wenn manche dennoch auf die Rückkehr zu Atomenergie setzen, sollte man registrieren, dass international Atomenergie nicht wettbewerbsfähig ist und Kosten aktueller Projekte explodieren“, unterstrich Habeck. Zudem sei die Endlagerfrage weiter ungelöst. „Es wäre daher besser, nicht permanent zu hinterfragen, worauf sich das Land einmal geeinigt hat, sondern sich auf das Lösen aktueller Probleme zu fokussieren“, forderte der Grünen-Politiker.
Im vergangenen Jahr habe die Bundesrepublik zwei Prozent ihres Bruttostromverbrauchs mit Importen gedeckt. Davon sei mehr als die Hälfte kostengünstiger Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewesen und lediglich ein Viertel Atomstrom aus Frankreich.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland nimmt nach Habecks Darstellung „richtig Fahrt auf“. Es werde deutlich, dass Regionen mit viel erneuerbaren Energien „echte Standortvorteile genießen“. Auch seien die Preise an den Strombörsen in dem Jahr seit Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke um 40 Prozent gesunken. Gleichzeitig sei so wenig Kohle verstromt worden wie seit den 1960er Jahren nicht mehr.
Am 15. April 2023 waren mit Isar 2 in Bayern, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Emsland in Niedersachsen die drei letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz gegangen.