Köln (epd). Der Soziologe Dirk Baier hat mehr Differenzierung in der Debatte über Kriminalität von Ausländern angemahnt. In einer sachlichen Diskussion, sollte zwar benannt werden, dass es unter Menschen ohne deutschen Pass eine höhere Kriminalitätsrate gibt, sagte der Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften am Mittwoch dem Radiosender WDR 5. Es sei aber wichtig, hier genauer hinzuschauen und die Gründe zu beleuchten.
Laut der Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) ist die Zahl nicht-deutscher Tatverdächtiger 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 17,8 Prozent auf rund 923.300 gestiegen. Ausländerrechtliche Verstöße herausgerechnet - also Delikte etwa gegen das Aufenthaltsgesetz, die nur Ausländer begehen können -, betrug der Anstieg 13,5 Prozent (695.000 Tatverdächtige). Insgesamt wurden 2,25 Millionen Tatverdächtige registriert und damit 7,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Baier betonte, bei den ausländischen Tatverdächtigen gehe es um sehr unterschiedliche Gruppen. Er nannte etwa Asylbewerber, Touristen, Durchreisende, kriminelle Banden oder die ausländische Bevölkerung, die seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. In den einzelnen Gruppen seien die Kriminalitätsraten unterschiedlich. Pauschalisierungen und Politisierungen halte er hier nicht für angebracht.
Die Staatsangehörigkeit habe „in der Regel gar nichts mit Kriminalität zu tun“, sagte der Soziologe. Stattdessen sei es auch wichtig, sich etwa stärker auf die Geschlechterunterschiede in der Statistik zu konzentrieren. Laut Statistik waren 1,67 Millionen Tatverdächtige im Jahr 2023 männlich und 571.200 weiblich. Männer hätten ein weit höheres Risiko, kriminell zu werden, als die Gruppe der Ausländer, betonte Baier.