Düsseldorf (epd). Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, wirbt für die Vermittlung von Friedens- und Versöhnungskompetenzen an Schulen. Nach Pandemie, Überflutungen und angesichts des Krieges in der Ukraine sei die Vermittlung von einer Krisenkompetenz zwar „nicht abwegig“, schreibt Latzel in einem Gastbeitrag der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Dennoch halte er Vorschläge zu Zivilschutzübungen an Schulen für „fehlgeleitet“. „Was wir brauchen, ist Friedenskompetenz, die Fähigkeit zu versöhnen.“ Dies könnten Schülerinnen und Schüler in vielen Fächern lernen, vor allem im Religionsunterricht.
Mitte März hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) vorgeschlagen, dass Schülerinnen und Schüler auf Krisen und einen Kriegsfall vorbereitet werden. Zivilschutz sei wichtig und gehöre auch in die Schulen. Ziel müsse sein, „unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken“. Der Deutsche Lehrerverband begrüßte den Vorschlag. Mehrere Bildungspolitiker äußerten hingegen Kritik.
Eine wehrhafte Demokratie brauche Verteidigungsfähigkeit, bekräftigte der rheinische Präses. Doch dürfe diese nicht leichtfertig zur „Kriegsfähigkeit“ werden. Benötigt werde vor allem Friedenskompetenz. „Krieg lernt sich leider allzu leicht, Frieden lernen ist dagegen schwer.“ Junge Menschen benötigten dazu Hoffnung, Bilder gelingenden Lebens und den Mut, im anderen immer mehr zu sehen als Freund oder Feind.
Der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche betonte, dass es eine Wirklichkeit des Bösen gebe, die es als letztes Mittel auch militärisch einzudämmen gelte, um schlimmeres Leid zu verhindern. „Der grausame Angriffskrieg Russlands, der mit massivsten Menschenrechtsverletzungen einhergeht, ist ein solcher Fall.“ Benötigt würden aber für Kinder Handlungsanleitungen über Perspektiven. Damit werde sich dieser Krieg nicht beenden lassen, „aber wir benötigen Versöhnung für die Zeit danach und schon jetzt für unsere gespaltene Gesellschaft“, forderte Latzel.