Nairobi, Dakar (epd). Mit einem Monat Verspätung wird im Senegal am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Mehr als sieben Millionen Stimmberechtigte haben die Wahl zwischen 19 Kandidatinnen und Kandidaten. Als Favoriten gelten der ehemalige Premierminister Amadou Ba (62) sowie Bassirou Diomaye Faye (44), der für das Lager um die inzwischen aufgelöste Pastef-Partei des Oppositionsführers Ousmane Sonko antritt. Der amtierende Präsident Macky Sall darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
Ursprünglich war der Urnengang für den 25. Februar angesetzt. Doch Staatschef Sall verschob die Abstimmung Anfang Februar wegen angeblicher Unstimmigkeiten in den Wahllisten auf unbestimmte Zeit. Damit löste Sall eine schwere politische Krise in dem westafrikanischen Land aus. Proteste der Opposition wurden teils gewaltsam niedergeschlagen. Nachdem der Verfassungsrat die Entscheidung für rechtswidrig erklärt hatte, verschob die Regierung die Wahl schließlich auf den 24. März.
Seine erste Amtszeit hatte Sall im Jahr 2012 mit liberalen Versprechen begonnen, wurde aber zum Ende seiner Amtszeit zunehmend autokratischer. Insgesamt sind in den vergangenen drei Jahren mehr als 1.000 Oppositionelle und Aktivisten festgenommen worden. Dutzende Menschen wurden bei Demonstrationen getötet.
Die Oppositionspolitiker Faye und Sonko wurden erst Mitte März nach monatelanger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Sonko hatte 2014 die Oppositionspartei Pastef gegründet, die vor allem unter jungen Leuten Anhang findet. Weil der 49-Jährige im Juni 2023 wegen „Korruption der Jugend“ verurteilt worden ist, darf er nicht zur Wahl antreten. Kurz nach dem Urteil wurde seine Partei vom Innenministerium offiziell aufgelöst.
Sonkos Bewegung setzt sich für politische Erneuerung ein und kritisiert Salls Nähe zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Bei der Wahl 2019 war Sonko gegen Sall angetreten und hatte 15 Prozent der Stimmen bekommen. Laut dem senegalesischen Sender RTS wollten zwei Präsidentschaftsanwärter zugunsten Fayes von ihrer Kandidatur zurücktreten. Dies sei aber vom Verfassungsrat verwehrt worden.