Berlin (epd). Klimaaktivistinnen und -aktivisten werden weltweit immer häufiger von Regierungen und Unternehmen bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt der „Atlas der Zivilgesellschaft“ des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt werden sollte. Der Bericht, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, beleuchtet, wie groß die Spielräume für zivilgesellschaftliches Engagement in einzelnen Ländern sind.
„Wer für stärkeren Schutz von Wäldern und Lebensräumen oder für mehr Klimagerechtigkeit kämpft, wird immer öfter drangsaliert, verfolgt, diffamiert oder gar ermordet“, sagte Dagmar Pruin, Präsidentin von „Brot für die Welt“. Allein 2022 seien weltweit 177 Menschen getötet worden, die sich für Umwelt und Klima einsetzen. Die meisten von ihnen wurden in Lateinamerika getötet. Ein Drittel waren Indigene, die sich gegen Landraub, Ölpipelines oder Fracking engagierten.
Laut dem Bericht lebten 2023 nur zwei Prozent der Weltbevölkerung in Staaten mit uneingeschränkten zivilgesellschaftlichen Freiheiten. 71 Prozent waren in Ländern zu Hause, in denen die Regierenden die Zivilgesellschaft stark oder sogar komplett unterdrücken. Am untersten Ende der Skala des Berichts stehen dabei Staaten wie Afghanistan, Russland und Venezuela.
Deutschland wurde in den Berichten der Vorjahre stets als ein Staat mit einer „offenen“ Zivilgesellschaft eingestuft. Dieses Jahr fiel das Land erstmals in die Kategorie „beeinträchtigt“. Als Grund für die Herabstufung nannte „Brot für die Welt“, dass Medienschaffende auf Demonstrationen nicht ausreichend vor Gewalt geschützt wurden. Ebenso kritisierte die Organisation den Umgang mit Angehörigen der „Letzten Generation“. Sie seien teils „mit langer, menschenrechtlich langer, menschenrechtlich umstrittener Präventivhaft“ belegt worden.
Der von „Brot für die Welt“ herausgegebene Bericht basiert auf Erhebungen des Netzwerks für bürgerschaftliches Engagement, Civicus. Auf einer fünfstufigen Skala von „offen“ bis „geschlossen“ stuft das Netzwerk die Freiheiten für jedes Land ein. Wichtige Kriterien für die Bewertung sind etwa die Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit.