Bochum (epd). Eine ökologisch ausgerichtete Kehrtwende in der Wirtschaft und die entsprechende Anlageorientierung von Investoren stehen nach Einschätzung der Bochumer GLS Bank aktuell unter Druck. „Das vergangene Jahr war für nachhaltige Geldanlagen eine Herausforderung“, sagte die Vorstandssprecherin der nach eigenen Angaben ältesten und größten deutschen Ökobank, Aysel Osmanoglu, am Donnerstag bei Vorlage der Bilanz.
Wegen des Ukrainekriegs seien etwa Investitionen in Rüstungsaktien deutlich besser gelaufen als in Nachhaltigkeit. Auch die fossile Energiewirtschaft habe zuletzt überdurchschnittlich abgeschnitten. Dennoch sei ein Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit unabdingbar. „Wir haben keine Zeit für eine Pause“, so Osmanoglu.
Der Protest der Landwirte ist der Vorstandssprecherin zufolge ein Beispiel für die „Bruchstellen“ in der Wirtschaft. Eine jahrzehntelang verfehlte Agrarpolitik habe Landwirte ohne Perspektive hinterlassen. Für mehr Tierwohl, eine Ernährungswende bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit brauche es aber wirtschaftlich stabile Betriebe und Kredite für den Umbau zur ökologischen Landwirtschaft.
Angesichts des Drucks auf sozial-ökologische Werte sieht das Management der GLS Bank, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, das Geschäftsmodell aber nicht auf dem Prüfstand: „Ökologie und Ökonomie können Hand in Hand gehen. Wir zeigen, was wir in der Gemeinschaft bewegen. Gemeinsam ermöglichen wir eine Wirtschaft, die planetare Grenzen respektiert und soziale Fundamente stärkt“, sagte Osmanoglu. „Die Devise ist weiterhin: Sinn steht vor dem Gewinn.“
2023 konnte die Bank, die zu den 100 größten Kreditinstituten hierzulande zählt, mit diesem Ansatz weiter punkten. Die Bilanzsumme verbesserte sich den Angaben zufolge gegenüber 2022 um 1,6 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen stiegen um 1,3 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen legte um 7,1 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro zu, die Zahl der Kunden um 31.600 auf 366.000. Der Gewinn aus Zinsgeschäften wuchs von 115,5 auf 148,5 Millionen Euro.
Deutliches Wachstum gab es bei der Kreditvergabe in der Sparte Erneuerbare Energien mit einem Plus von 37 Prozent auf knapp 430 Millionen Euro. Die damit finanzierten Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen produzieren nach Angaben der Bank künftig jährlich rund 470.000 Megawattstunden Strom, was dem Jahresbedarf für 230.000 Menschen entspreche. In der Branche Wohnen flossen Kredite in Höhe von rund 304 Millionen Euro - ein Plus von 26 Prozent - in Neubau und Sanierung von mehr als tausend Wohneinheiten überwiegend in gemeinschaftlichen Wohnprojekten.
„Wir setzen uns für Nachhaltigkeit, Transparenz und gutes soziales Zusammenleben ein“, betonte Osmanoglu. „Die GLS Bank steht seit 50 Jahren für Aufbruch - daran halten wir fest, auch in der Zukunft.“