Göttingen (epd). Wohnungslose Menschen brauchen nach Ansicht des Soziologen Timo Weishaupt nicht nur eine Wohnung, sondern auch weitere Hilfsangebote. Der Sozialstaat könne den Betroffenen zwar durchaus helfen und tue es vielen Fällen auch, sagte Weishaupt am Donnerstag bei einer Fachtagung in Göttingen. In der Praxis zeigten sich aber auch Schwachstellen, Zugangshürden und Versorgungslücken.
So wies der Göttinger Soziologie-Professor darauf hin, dass Transferleistungen nach dem Sozialgesetzbuch antragspflichtig sind. Die Antragstellung sei für viele Wohnungslose mit Hürden verbunden. Ihnen fehle häufig schon das Wissen über Hilfsangebote im Internet. Behörden und Ansprechpartner in den Ämtern seien wegen langer Wege oder reduzierter Öffnungszeiten für die Betroffenen vielfach nicht erreichbar. Zudem seien in die Bearbeitung von Anträgen mehrere Behörden involviert.
In Deutschland waren zum Stichtag 30. Juni 2022 nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe rund 447.000 Personen wohnungslos, 50.000 von ihnen lebten ganz ohne Unterkunft.