Frankfurt a.M. (epd). Die Hilfsorganisation Sea-Watch beklagt den Tod eines zuvor auf dem Mittelmeer von einem überfüllten Holzboot geretteten 17-Jährigen. Er sei am Mittwochmittag von der Crew der „Sea-Watch 5 “zusammen mit rund 50 weiteren Migrantinnen und Migranten an Bord des Rettungsschiffes gebracht worden. Die Küstenstaaten Italien, Malta und Tunesien hätten trotz entsprechender Bitten keine Evakuierung eingeleitet, erklärte Sea-Watch am Mittwochabend.
Der 17-Jährige und drei weitere Gerettete seien bewusstlos unter Deck des Holzbootes entdeckt worden, wo sie nach Aussagen Überlebender ungefähr zehn Stunden Sauerstoffmangel und Benzindämpfen ausgesetzt gewesen seien. An Bord der „Sea-Watch 5“ habe der 17-Jährige einen Herzstillstand erlitten und sei zunächst wiederbelebt, später jedoch vom medizinischen Personal für tot erklärt worden.
In der Nacht meldete Sea-Watch auf der Plattform X, vormals Twitter, dass die italienische Küstenwache neun Stunden nach der ersten Evakuierungsanfrage vier Überlebende in kritischem Zustand von Bord geholt habe. Sie habe sich aber geweigert, die Leiche des 17-Jährigen mitzunehmen.
„Wir sind traurig und wütend“, sagte Hugo Grenier, der Einsatzleiter an Bord der „Sea-Watch 5“. Europas Abschottungspolitik habe ein weiteres Opfer gefordert. „Trotz stundenlanger Bitten um eine medizinische Evakuierung ist kein Küstenstaat unserer Aufforderung nachgekommen“, sagte er.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023 kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 3.000 Menschen bei der Überfahrt ums Leben, oder sie werden vermisst. Seit Beginn dieses Jahres sind es den Angaben nach bereits mehr als 250. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher.