Nürnberg (epd). Der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern ist im Jahr 2022 leicht gesunken. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Montag in Nürnberg mitteilte, erhielten vollzeitbeschäftigte Männer durchschnittlich 18,2 Prozent mehr Lohn oder Gehalt als vollzeitbeschäftigte Frauen. Ein Jahr zuvor habe der unbereinigte Gender Pay Gap noch um 0,7 Prozent höher gelegen, hieß es unter Verweis auf eine neue Studie der zur Bundesagentur für Arbeit gehörenden Forschungsstelle. Dazu werden die Bruttostundenlöhne aller Beschäftigten verglichen.
In Westdeutschland bleibt der Verdienstunterschied mit 19,8 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 5,8 Prozent. „Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland mit dem niedrigsten Gender Pay Gap. Hier verdienen Frauen im Durchschnitt 3,3 Prozent weniger als Männer. In Baden-Württemberg hingegen beträgt der Unterschied 26,6 Prozent“, erklärte das IAB.
Auf Kreisebene ist die Bandbreite beim Verdienst zwischen Männern und Frauen noch größer als auf der Länderebene: Im Bodenseekreis (Baden-Württemberg) ist der Gender Pay Gap mit 38,2 Prozent am höchsten. Auch in Freudenstadt (ebenfalls Baden-Württemberg) ist er mit 36,2 Prozent vergleichsweise hoch. Dagegen verdienen Frauen in vier Kreisen Ostdeutschlands mehr als Männer: In Dessau-Roßlau liegt das Gehalt vollzeitbeschäftigter Frauen 2,5 Prozent über dem der vollzeitbeschäftigten Männer. Auch in Frankfurt/Oder, Cottbus und im Landkreis Stendal liegen die Frauen beim Verdienst im Schnitt leicht vor den Männern.
„Ob und wie viel Frauen weniger verdienen als Männer, hängt sehr stark von den Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort ab“, erklärte IAB-Forscherin Michaela Fuchs. So sei beispielsweise der Bodenseekreis stark vom Maschinenbau geprägt, wo viele Männer in gut dotierten Berufen der Maschinenbau- und Betriebstechnik tätig seien. In Dessau-Roßlau hingegen sind nach ihren Angaben viele Männer in Berufen der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung tätig, in denen eher unterdurchschnittlich bezahlt wird. Demgegenüber arbeiteten Frauen dort häufig im öffentlichen Dienst, der auch in Ostdeutschland attraktive Verdienstmöglichkeiten gegenüber der Privatwirtschaft biete, sowie in Krankenhäusern, in denen es oftmals Tarifverträge gebe.
Werden die Verdienstunterschiede bei Frauen und Männern hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung berücksichtigt, beträgt der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap in Deutschland 14,4 Prozent, in Ostdeutschland 10,4 Prozent und in Westdeutschland 15,1 Prozent. Das Statistische Bundesamt gibt den bereinigen Gender Pay Gap für 2022 mit 7 Prozent an.