Lingen (epd). Atomkraftgegner haben am Freitag in Hannover mehr als 10.800 Einwendungen von Bürgerinnen und Bürger gegen eine Erweiterung der Brennelemente-Produktion im emsländischen Lingen an Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) übergeben. Darin wenden sie sich gegen eine Kooperation der Betreiber mit der russischen Atombehörde Rosatom, wie mehrere Anti-Atom-Initiativen mitteilten. Meyer versicherte eine gründliche Prüfung der Einwendungen. Die Rolle Russlands werde beim Genehmigungsverfahren explizit betrachtet.
Die Anlage in Lingen wird von der Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF) betrieben. Sie ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der französischen Framatome. Durch eine Unternehmenskooperation mit Rosatom soll die Produktion erweitert und künftig auch Brennelemente für Atomkraftwerke russischer Bauart hergestellt werden. ANF hat den Antrag auf Erweiterung beim niedersächsischen Umweltministerium als Genehmigungsbehörde eingereicht.
Schon länger weisen die Anti-Atom-Organisationen auf mögliche Gefahren hin. Bettina Ackermann von der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ sagte am Freitag: „Der geplante Einstieg des russischen Staatskonzerns Rosatom in die Brennelemente-Fertigung in Lingen stößt auf breiten Widerstand in der Region, in ganz Deutschland und sogar im Ausland.“ Es drohten Sabotage und Spionage nicht nur in Lingen, sondern in allen von Lingen belieferten AKW.
Wladimir Sliwjak von der russischen Umweltorganisation Ecodefense sagte: „Rosatom ist direkt am Krieg in der Ukraine beteiligt.“ Sollte die Firma Zugriff auf die Brennelemente-Fertigung in Lingen bekommen, erhöhe dies die Abhängigkeit Europas von Russland.
Umweltminister Meyer verwies auf ein vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebenes Gutachten, nachdem die enge Kooperation mit Rosatom eine erhebliche Gefahr für die innere und äußere Sicherheit in Europa darstellen könne. So wie weitere Gutachten und Erkenntnisse werde auch dieses im laufenden Genehmigungsverfahren berücksichtigt. Das Verfahren zur Beteiligung der Öffentlichkeit endet am Sonntag.