Nairobi, N'Djamena (epd). Im Tschad ist der führende Oppositionspolitiker Yaya Dillo von Sicherheitskräften erschossen worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt N’Djamena am Donnerstag mit, wie das Nachrichtenportal „Tchad Infos“ berichtete. Vor Dillos Tod am Mittwoch hatte die Militärregierung ihn für einen Angriff auf den Geheimdienst verantwortlich gemacht. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch waren mehrere mutmaßliche Angreifer rund um das Gebäude der Nationalen Sicherheitsagentur erschossen worden.
Dillo bestritt laut dem britischen Sender BBC die Vorwürfe. Der Politiker war der Cousin und einer der schärfsten Gegner von Übergangspräsident Mahamat Idriss Déby Itno, der das Land seit dem Tod seines Vaters 2021 mit einer Militärregierung regiert. Idriss Déby kam 1990 durch einen bewaffneten Aufstand an die Macht und regierte den Tschad 31 Jahre lang.
Lokalen Medienberichten zufolge sollen Sicherheitskräfte am Mittwoch die Zentrale von Dillos Partei gestürmt haben. Es soll weitere Opfer gegeben haben, wie viele genau ist unklar. Das Internet ist seit Mittwoch unterbrochen. Die Regierung hatte am Dienstag den 6. Mai als Datum für die seit Langem verschobenen Wahlen angegeben. Das zentralafrikanische Land soll so zur Demokratie zurückkehren.
Im Oktober 2022 war es zu blutigen Massenprotesten gekommen, als die Militärjunta eine Verlängerung der Übergangszeit um zwei Jahre angekündigt hatte. Die tschadische Menschenrechtsliga spricht von 218 Getöteten. Eine unabhängige Untersuchung gab es bis heute nicht.
Der Tschad gilt als eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Obwohl seit 2003 Öl gefördert wird, lebt ein großer Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) der UN, auch bekannt als Wohlstandsindikator, belegt das zentralafrikanische Land Rang 190 von 191 aufgeführten Staaten.