Brüssel, Straßburg (epd). Julija Nawalnaja, die Witwe des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny, hat Russen und Europäer zum gemeinsamen Kampf gegen Wladimir Putin aufgerufen. Die EU habe starke Verbündete, sagte sie am Mittwoch in einer Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg. „Es gibt Millionen von Russen, die gegen den Krieg sind, gegen Putin, gegen das Böse, das er bringt.“ Der Widerstand gegen den russischen Präsidenten dürfe die Russinnen und Russen nicht bestrafen. „Im Gegenteil, Sie müssen mit ihnen arbeiten - mit uns“, appellierte Nawalnaja an den Westen.
Putin werde sich dafür verantworten müssen, was er der Ukraine, Russland und ihrem Mann angetan habe, sagte Nawalnaja. Sie wolle alles tun, um den Traum ihres Mannes von einem freien und demokratischen Russland wahrzumachen.
Der Fall ihres Mannes habe gezeigt, dass Putin zu allem fähig sei und man nicht ihm verhandeln könne, erklärte die Witwe. Viele hätten nun ein Gefühl der Machtlosigkeit. „In ihrer Verzweiflung fragen sie mich um Rat“, sagte Nawalnaja. „Und ich frage mich, wie Alexej geantwortet hätte.“ Ihr Mann sei ein Erfinder gewesen, habe immer neue Ideen gehabt. Das sei die Antwort.
Wer Putin besiegen wolle, müsse erfinderisch sein. Man könne ihn nicht mit noch einer Resolution oder noch einem Sanktionspaket besiegen. Putin sei kein gewöhnlicher Politiker, sondern Chef eines kriminellen Netzwerks, warf Nawalnaja dem russischen Präsidenten vor. Die Methoden müssten darauf abgestimmt werden. Statt diplomatischer Briefe müsse es etwa Untersuchungen zu den finanziellen Strukturen dieses Netzwerks geben.