Berlin (epd). Neandertaler haben bereits vor mehr als 40.000 Jahren Klebstoff verwendet. Dies sei anhand von Objekten des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte festgestellt worden, teilte das Museum am Donnerstag mit. Bei der Entdeckung handle es sich um den bisher frühesten Fund eines Mehrkomponentenklebers in Europa. Demnach nutzten frühe Menschen aus dem heutigen Frankreich seinerzeit bereits einen Klebstoff aus mehreren Komponenten, um Steinwerkzeuge mit Griffen zu versehen.
Die Steinwerkzeuge aus Le Moustier seien bisher nicht näher untersucht worden, hieß es. Forscher hätten nun bei der Aufarbeitung von Stücken aus der dortigen Neandertalerfundstelle an mehreren Steinwerkzeugen wie Schabern und Klingen Reste einer Mischung aus Ocker und Bitumen entdeckt. Beide Rohstoffe hätten aus der weiteren Region beschafft werden müssen.
Die Entwicklung von Klebstoffen und deren Einsatz für die Herstellung von Werkzeugen gelten den Angaben zufolge als einer der besten materiellen Belege für die kulturelle Entwicklung und die geistigen Fähigkeiten früher Menschen.
Die Steinwerkzeuge stammen aus einer Höhle, die Neandertaler vor rund 120.000 Jahren zum ersten Mal und zuletzt vor rund 40.000 Jahren nutzten. Die Sammlungsstücke waren den Angaben zufolge einzeln verpackt und seit den 60er Jahren unberührt. Dadurch seien die anhaftenden Reste organischer Stoffe sehr gut erhalten gewesen. Ocker ist ein natürlich vorkommendes Erdpigment. Das Kohlenwasserstoffgemisch Bitumen ist unter anderem Bestandteil von Asphalt, kann aus Erdöl hergestellt werden, kommt jedoch auch natürlicherweise im Boden vor.