Konstanz (epd). Der Kulturwissenschaftler Jan Assmann ist tot. Er starb in der Nacht zum Montag in Konstanz nach langer Krankheit mit 85 Jahren, wie der Verlag C.H. Beck am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. 2018 hatte der Ägyptologe mit seiner Frau Aleida den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) würdigte Assmann als „einen der führenden Ägyptologen unserer Zeit, der weit über sein eigenes Fachgebiet hinauswirkte und als herausragender Religions- und Kulturwissenschaftler galt“. Gemeinsam mit Aleida Assmann habe er die Theorie des kulturellen Gedächtnisses geprägt. „Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Angehörigen“, sagte Roth.
Assmann wurde 1938 in Langelsheim bei Goslar geboren. Als Professor für Ägyptologie lehrte er von 1976 bis zu seiner Emeritierung 2003 an der Universität Heidelberg. Sein besonderes Interesse galt den Erinnerungskulturen in verschiedenen Gesellschaften, die er auch als kulturelles Gedächtnis bezeichnete. Er forschte außerdem zur Entstehung des Monotheismus und zur Rezeption Ägyptens in der europäischen Kultur.
Zudem veröffentlichte er gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Literaturwissenschaftlerin und Anglistin Aleida Assmann, mehrere Bücher. Das Paar hat fünf erwachsene Kinder.
Die Verleihung des Friedenspreises im Jahr 2018 begründete die Jury damit, dass Assmann internationale Debatten um Grundfragen zu kulturellen und religiösen Konflikten angestoßen habe. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt habe er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen von heute geleistet.