Berlin (epd). Die Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa hat den Tod des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny als großen Verlust für die Opposition in dem Land bezeichnet. „Es gibt absolut keinen Ersatz, was Charisma betrifft und Stärke“, sagte sie am Samstag im RBB-Inforadio. Figuren wie er seien ohnehin selten in der Politik. Der Verlust treffe auch die Menschen, die für ein freies Russland ohne Präsident Wladimir Putin kämpfen und dort leben wollten.
Für die Mitgründerin der von den russischen Behörden verbotenen Menschenrechtsorganisation Memorial ist der Tod des Regimekritikers die „stärkste politische Geste, die man machen konnte.“ Jetzt sei Nawalny ein Sinnbild für einen Menschen, der „für seine Sache auch bereit ist zu sterben“. Dennoch habe er sich nie als Märtyrer inszeniert, sondern vielmehr Witze gemacht. Selbst bei seiner Verhaftung oder im Gericht sei er nicht mit ernsthafter, tragischer Miene aufgetreten, sondern mit Humor.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte die Historikerin: „Das muss man immer Kopf haben. Wenn man Friedensverhandlungen beschwört, mit wem man das verhandelt: eigentlich mit einem mörderischen Regime.“
Nawalny war nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS am Freitag in der Strafkolonie im Norden Russlands, in der er inhaftiert war, zusammengebrochen und gestorben. Der 47-Jährige war seit Langem ein Opponent des russischen Präsidenten Putin. Er saß seit 2021 in Russland in Lagerhaft. 2020 überlebte er einen Giftanschlag. Nach erfolgreicher Behandlung in Deutschland war er nach Russland zurückgekehrt.