Berlin, Essen (epd). Der Klimaforscher Andreas Fink ist skeptisch, dass es gelingen wird, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Noch sei das Ziel einhaltbar, sagte Fink den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). „Aber es wird immer unwahrscheinlicher. Ich persönliche glaube angesichts der Emissionsentwicklung weltweit nicht, dass es noch realistisch ist.“
Die Nachricht, dass zwischen Februar 2023 und Januar 2024 zwölf Monate mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Mittel lagen, sieht Fink als ein „Alarmzeichen“. „Es ist in dieser Deutlichkeit auch unerwartet“, sagte der Klimaforscher vom Karlsruher Institut für Technologie. Dass das vergangene Jahr trotz des Wetteranomalie El Niño so warm werden würde, damit habe Anfang 2023 kaum jemand gerechnet.
Die Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle, wie im Pariser Abkommen definiert, sei das noch nicht. Die Wissenschaft gehe jedoch davon aus, dass die Durchschnittstemperaturen Ende der 2020er, Anfang der 2030er regelmäßig über den 1,5 Grad liegen werden. „Wann genau die Schwelle dauerhaft überschritten wird, ist umstritten“, sagte Fink. „Aber die aktuellen Daten deuten darauf hin, dass die Prognosen, die einen früheren Zeitpunkt vorhersagen, sich bewahrheiten könnten.“
Johanna Baehr, Expertin für Klimamodellierung von der Universität Hamburg, sagt den Funke-Zeitungen, die Daten des Copernicus-Klimadienstes lägen innerhalb dessen, was Klimamodelle angezeigt hätten. „Aber erwartbar heißt nicht harmlos“, betonte sie. „Das System ändert sich graduell.“
Dass die Schwelle eine politische Festlegung sei, bedeutet nicht, dass man sie nicht ernst nehmen müsse. „Politik und Gesellschaft sind nicht daraus entlassen, weiterhin darauf hinzuarbeiten, dass wir das einhalten“, unterstrich die Wissenschaftlerin.