Hannover (epd). Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sorgt sich um Datensicherheit ihrer Patienten und hat die Politik aufgefordert, die Kliniken besseren vor Cyberangriffen zu schützen. „Die technische Infrastruktur gerade großer Krankenhäuser ist heute unglaublich komplex“, sagte der DKG-Vorsitzende Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND, Sonntag). „Diese stark heterogenen Systeme abzusichern erfordert einen immensen personellen und auch finanziellen Aufwand.“ Der Bundesrat hatte am Freitag die Einführung der elektronischen Patientenakte ab 2025 auf den Weg gebracht.
Den Krankenhäusern fehlten vielfach die notwendigen Bedingungen, um nicht Opfer digitaler Angriffe zu werden, warnte Gaß. „Die Bundesländer müssen ihren Investitionsverpflichtungen nachkommen, um notwendige Maßnahmen in den Kliniken umzusetzen und nicht im jahrelangen Antrags- und Bürokratiewahnsinn den Angriffen hinterherzulaufen.“
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schätzte auf Nachfrage des RND die Bedrohungslage im Cyberraum insgesamt als besorgniserregend ein. Dies gelte auch für das Gesundheitswesen. Die Behörde habe in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 132 Meldungen zu Cyberattacken aus dem Sektor Gesundheit erhalten.
DKG-Chef Gaß warnte vor dem Risiko eines Ausfalls telemedizinischer Angebote wie der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, dem E-Rezept oder der geplanten E-Patientenakte. Ein Ausfall dieser Angebote hätte weitreichende Folgen.
Berichte von betroffenen Einrichtungen zeigten bereits, dass Cyberangriffe die medizinische Versorgung sensibel beeinträchtigen könnten, sagte Gaß. Bei einem vermuteten Angriff alle Systeme sicherheitshalber herunterzufahren - wie es in anderen Bereichen selbstverständlich sei -, „sind im laufenden OP-Betrieb eines Krankenhauses kaum denkbar“, unterstrich Gaß.