Düsseldorf (epd). Der rheinische Präses Thorsten Latzel dringt auf die Einhaltung des Völkerrechts im Nahost-Krieg und ein schnellstmögliches Ende der Kämpfe. Es müsse einen Zugang für die palästinensische Zivilbevölkerung zu sauberem Wasser, Essen, medizinischer Versorgung und zu sicheren Unterkünften geben, sagte Latzel dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es darf nicht sein, dass sich dort eine humanitäre Katastrophe abspielt und dass es Hungertote gibt oder dass Menschen nicht mehr medizinisch versorgt werden. Das humanitäre Völkerrecht ist zu wahren.“
„Wir sehen das Leiden der Menschen im Gaza-Streifen mit schon 24.000 Toten und setzen uns dafür ein, dass es beendet wird“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Die Kämpfe müssen schnellstmöglich beendet werden, damit die Menschen geschützt und versorgt werden.“
Latzel wies zugleich darauf hin, dass sich das israelische Militär in einer „Dilemma-Situation“ befinde, da die Terrorgruppe Hamas bewusst menschliche Schutzschilde für die eigenen Kommandozentralen verwende. Trotzdem müsse sich ein demokratischer Rechtsstaat an Völkerrechts-Standards halten, „er würde sonst seine eigenen Werte verraten“. Auch die Gewalt jüdischer Siedler im Westjordanland müsse eingedämmt werden.
Selbstverständlich habe Israel das Recht, seine Bevölkerung zu schützen, unterstrich Latzel. Er verstehe auch das Ziel Israels, dass die Hamas den israelischen Staat und seine Bevölkerung nicht mehr angreifen kann. Sicherheit für alle Menschen in der Region werde aber nicht dauerhaft durch militärische Gewalt erreicht werden können. Die radikalislamische Hamas forderte der Theologe auf, die mehr als hundert Geiseln freizulassen, die sie nach ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober noch immer in ihrer Gewalt hat.
„Es ist wichtig, sich dieses Leid vor Augen zu führen: die unvorstellbaren Massaker, die brutale sexualisierte Gewalt gegen Frauen, den Terror, der diesen Krieg ausgelöst hat“, sagte Latzel. „Wir hoffen, beten und engagieren uns dafür, dass die Geiseln freigelassen werden, dass die Kämpfe schnellstmöglich beendet werden und dass Versöhnungsprojekte wieder aufgenommen werden.“ Zugleich müsse sichergestellt werden, dass Israel nicht mehr von der Hamas bedroht werde.
Mit Sorge sehe er, „dass der Iran den Konflikt jederzeit eskalieren kann und dass es in der Region zu einem noch größeren Flächenbrand kommen könnte“, sagte Latzel: Die Huthi-Rebellen hätten Handelsschiffe angegriffen, auch mit der Hisbollah-Miliz an den Grenzen zu Syrien und zum Libanon sei die Lage angespannt. „Es gibt ein großes Konfliktpotenzial vor allem von einem radikalen Islamismus schiitischer Prägung“, warnte der evangelische Theologe. „Hier sind Friedensbemühungen der internationalen Gemeinschaft wichtig.“