Berlin (epd). Der Frauenanteil in den Vorständen der deutschen Privatwirtschaft ist im vergangenen Jahr wieder etwas stärker gestiegen. In den 200 umsatzstärksten Unternehmen (Top-200) betrug er im Spätherbst 2023 rund 18 Prozent, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Das waren etwa zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. In den 40 größten börsennotierten Unternehmen (DAX-40) war der Anteil der Vorständinnen mit 23 Prozent noch etwas höher, wie aus dem neuen Managerinnen-Barometer hervorgeht.
Zwar hätten in den zurückliegenden Jahren immer mehr Firmen erstmals eine Frau in ihren Vorstand berufen. „Meist belassen sie es dann aber offenbar zumindest vorerst dabei“, so das DIW. An den Vorstandsspitzen kommen Frauen mittlerweile sogar vielerorts seltener zum Zuge als noch vor einigen Jahren: In der Top-200-Gruppe gab es im vierten Quartal 2023 nur noch neun Frauen als Vorstandsvorsitzende. Das sei der zweite Rückgang in Folge.
„Von wenigen Ausnahmen abgesehen steigt die Zahl der Frauen in Spitzengremien großer Unternehmen seit geraumer Zeit Jahr für Jahr - mal mehr, mal weniger stark. Unter dem Strich sind Frauen aber weiter klar unterrepräsentiert“, resümierte Virginia Sondergeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Gender Economics im DIW Berlin. In den Aufsichtsräten der untersuchten Unternehmensgruppen liege der Frauenanteil zwar durchgehend höher als in den Vorständen, übersteige aber nirgends die 40-Prozent-Marke.
„Mit Blick auf die Vorstandsebene zeigt sich aber auch: Viele Unternehmen tun offenbar nicht viel mehr, als sie müssen“, sagte Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics. In fast 85 Prozent der Firmen gibt es höchstens eine Frau im Vorstand. „Die Gefahr dabei ist, dass sich schleichend die Zielgröße von einer Frau im Vorstand als neue soziale Norm etabliert“, warnte Anja Kirsch, Professorin für Gender, Governance und internationales Management an der Freien Universität Berlin.