Wittenberg hält an "Pussy-Riot"-Nominierung für Lutherpreis fest

Wittenberg hält an "Pussy-Riot"-Nominierung für Lutherpreis fest
Wittenberg bleibt bei der umstrittenen Nominierung der russischen Punkrock-Band "Pussy Riot" für den Luther-Preis "Das unerschrockene Wort".

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Der Stadtrat habe einen Antrag auf Rücknahme des vom Hauptausschuss im September gefassten Beschlusses mehrheitlich abgelehnt, teilte eine Sprecherin der Stadtverwaltung nach der Sitzung am Mittwochabend mit. Eine Behandlung des Antrages der "Allianz der Bürger" im Rat sei rechtlich unzulässig, hieß es. Auch gelte der Beschluss mit Benachrichtigung der Preisjury als vollzogen.

Gleichwohl soll der Hauptausschuss am 8. November über einen Antrag der CDU-Fraktion auf Rücknahme beraten. Ein Beschluss ist aber unwahrscheinlich, da die Rechtslage eigentlich nur eine Diskussion darüber erlaubt, wenn es begründbare neue Erkenntnisse gibt. Die "Allianz" erklärte in ihrem Antrag, dass sich Wittenberg nicht über das Rechtsgefühl und die überwiegende Meinung des russischen Volkes hinwegsetzen dürfe. So stünden 70 Prozent der russischen Bevölkerung dem Auftritt von "Pussy Riot" kritisch gegenüber. Die Nominierung der Gruppe hatte Streit weit über die Grenzen Wittenbergs ausgelöst.

"Scheiße Gottes"

Die drei Musikerinnen hatten Anfang 2012 in der russisch-orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gegen Wladimir Putin demonstriert, der damals für das Präsidentenamt kandidierte. Ihr Protest richtete sich auch gegen die Verquickung von Kirche und Politik in Russland. Die orthodoxe Kirche beschimpften sie als "Scheiße Gottes". Im August waren sie wegen Rowdytums aus religiösem Hass zu je zwei Jahren Zwangslager verurteilt worden, ein Band-Mitglied kam in einem Berufungsverfahren auf Bewährung frei.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der 16 deutschen Lutherstädte wird im April 2013 in Luthers Geburtsort Eisleben zum neunten Mal verliehen. Der nächste Preisträger soll am 10. und 11. November in Eisleben ausgewählt werden. Vier Vorschläge wurden eingereicht. Halle favorisiert Michael Beleites, Mitbegründer der Umweltbewegung in der DDR und ehemaliger sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Als Jurymitglied hat der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Regensburger Gastronomen-Initiative "Keine Bedienung für Nazis" empfohlen. Magdeburg schlägt die frühere evangelische Superintendentin Waltraut Zachhuber vor.