TV-Tipp: "Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Tödliche Falle"

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16. Januar, RTL, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Tödliche Falle"
Ab dem kommenden Dienstag zeigt RTL drei neue "Dünentod"-Krimis. Zur Einstimmung wiederholt der Sender die ersten beiden Filme mit Hendrik Duryn als Hauptkommissar und Pia-Micaela Barucki als junge Kollegin aus der Provinz. Nach dem Auftakt in der letzten Woche folgt heute die Fortsetzung.

Femke Folkmer hat sich erfolgreich um eine Versetzung beworben, ist nun Kriminalkommissarin und arbeitet wie Tjark Wolf fürs LKA Niedersachsen in Wilhelmshaven. Drehbuchautor Gregor Erler fackelt nicht lange und beginnt mit einem Großeinsatz: Femkes Kollegin Ceylan Özer (Yasemin Cetinkaya) ist schon länger hinter einer Bande her, die sich "Harbour Brothers" nennt. Sie hat einen Tipp bekommen, wie sie die "Hafenbrüder" auf frischer Tat ertappen kann, läuft jedoch direkt in die titelgebende "Tödliche Falle" und wird lebensgefährlich verletzt.

Den Bandenmitgliedern kann keine Straftat nachgewiesen werden, zumal sie das perfekte Alibi haben: Als Ceylan niedergestochen wurde, sind ihre Personalien aufgenommen worden; entsprechend großkotzig führt sich der Anführer (Timo Jacobs) bei der Vernehmung auf. Mit einem nicht ganz legalen, dafür aber äußerst raffinierten Trick sorgt Wolf dafür, dass der Mann doch noch verhaftet werden kann. Bei der Gelegenheit entdeckt er außerdem das Drogenlabor, in dem die Bande ihr Crystal Meth herstellt. Abgesehen von der Frage, wer Ceylan ermorden wollte, müssen er und Femke jetzt nur noch rausfinden, woher die "Harbour Brothers" die Zutaten für die Herstellung der Droge bekommen haben. Die Spur führt zu einem Unternehmen, das mit Düngemitteln handelt; und plötzlich landet das Duo in einem Fall, der eine ganz andere Dimension hat. 

 

Dieser Themenwechsel ist der eigentliche Knüller von "Tödliche Falle". Einen weiteren hat sich Erler für den Epilog aufgehoben, aber ebenso clever bereits im Rahmen des Auftakts vorbereitet: Während seine Kolleginnen die Hafenbande observieren, sitzt Wolf bei einer Psychologin (Alessija Lause); der Kommissar ist vorübergehend suspendiert, weil er nach dem Tod seines Vaters die Beherrschung verloren hat. Die Therapeutin vermutet jedoch tiefere Ursachen und spricht ihn auf den Tod seiner Mutter an. Dieses Detail greift der Film am Ende wieder auf und schafft damit die Basis für eine Fortsetzung: Im Hintergrund wirkt eine graue Eminenz, vor der selbst die hartgesottenen "Harbour Brothers" gehörigen Respekt haben. Diese Person hat offenbar schon vor Jahrzehnten in Wolfs Leben eingegriffen, und wer genau aufpasst, bekommt früh eine Ahnung, um wen es sich dabei handeln könnte. 

Zunächst konzentriert sich die Handlung jedoch auf die eigentliche Herausforderung. Ismail ?ahin hat den zweiten Teil womöglich noch dichter inszeniert. Erneut sorgt die Musik für permanente Spannung, die sich gegen Ende sogar noch mal steigert. Dank Kamera, Schnitt und eines Countdowns sorgt "Tödliche Falle" für Thrillerspannung auf hohem handwerklichem Niveau. Die Faszination dieser Ebene verdankt der Film dennoch nicht zuletzt dem Episodenhauptdarsteller: Leonard Kunz, vom Maskenbild erheblich verfremdet, versieht seine Rolle mit einer fast schon beängstigenden Intensität. Auch diese Ebene ist früh präsent, allerdings noch ohne jeden erkennbaren Bezug zu den Drogenhändlern. Die entsprechende Szene zeigt einen Erwachsenen, den seine überbehütende Mutter (Gitta Schweighöfer) wie ein Kind behandelt; später wird der Mann seine Eltern mit schockierender Beiläufigkeit erschießen. 

Maxim nennt sich selbst Charon, nach dem Fährmann aus der griechischen Mythologie, der die Verstorbenen über den Totenfluss in den Hades bringt. Er leidet unter einem Gen-Defekt, seine Zeit ist endlich, aber mit seinem Abgang will er ein spektakuläres Zeichen setzen. "Charons Rache" steht an diesem Tag in seinem Kalender, und zum Schauplatz kürt er einen Ort, der dem Spitznamen entspricht. Sein Motiv bleibt zunächst offen, aber auch in dieser Hinsicht liefert Erler eine Andeutung: Selbst Maxims angehimmelte Kollegin, die "schöne Helena" (Zsá Zsá Inci Bürkle), sieht in ihm bloß einen Behinderten.

Interessanterweise widmet das Drehbuch dem Antagonisten sogar mehr biografischen Raum als dem Helden. In "Dünengrab" waren die Szenen mit dem sterbenden Wolf senior das einzig persönliche Element; dass der Kommissar ein erfolgreicher Autor ist und deshalb eine gewisse Popularität genießt, haben beide Drehbücher weggelassen.