Frankfurt a.M., Mexiko-Stadt (epd). Mexiko hat nun eine Bahnverbindung von Küste zu Küste: Präsident Andrés Manuel López Obrador weihte die Linie des Interozeanischen Korridors am Freitag (Ortszeit) ein. Der erste Personenzug von der Hafenstadt Salina Cruz im Bundesstaat Oaxaca nach Coatzacoalcos in Veracruz war komplett ausgebucht. Auf der 227 Kilometer langen Strecke wurden auch sechs Bahnhöfe in Betrieb genommen, wie die Tageszeitung „La Jornada“ berichtete. Weitere Verbindungen nach Chiapas sind geplant.
Die vor über einem Jahrhundert gebaute, in den 1990er-Jahren privatisierte und später stillgelegte Zugstrecke wurde unter der aktuellen Regierung Mexikos modernisiert und soll zur Ergänzung des Panama-Kanals die Kapazitäten des Güterverkehrs zwischen dem Pazifik und dem Atlantik erhöhen. Die eingleisige Zugverbindung verfügt über eine Transportkapazität von 300.000 Containern pro Jahr und soll weiter ausgebaut werden.
Mexikos Präsident López Obrador sagte bei der Einweihung, die neue Eisenbahnstrecke solle eine Alternative zum überlasteten Panama-Kanal werden. Güterzüge befahren die Strecke schon seit Mitte September, wobei der Ausbau der Häfen für die Containerschiffe noch nicht abgeschlossen ist.
Der Interozeanische Korridor wird von der mexikanischen Marine verwaltet. Zusätzlich sind in der Region des Isthmus von Tehuantepec zehn Industrieparks geplant, den Investoren werden Steuervergünstigungen angeboten.
Das Großprojekt stößt jedoch auf den Widerstand indigener Gemeinden, die negative Auswirkungen auf die Umwelt befürchten. Zudem prangern sie die defizitäre staatliche Infrastruktur an und fordern eine bessere medizinische Versorgung und den Ausbau der öffentlichen Bildung. Die Bauarbeiten des Projekts wurden von Protesten begleitet. Der Journalist Heber López Vásquez wurde im Februar 2022 ermordet, nachdem er die Korruption von Lokalpolitikern in Salina Cruz im Rahmen der Bauarbeiten publik gemacht hatte.
Gemeindevertreter protestierten auch anlässlich der Einweihung des Eisenbahnkorridors und erinnerten daran, dass mehreren Dutzend indigenen Aktivisten wegen der Proteste gegen das Projekt Strafverfahren bevorstehen. Zudem seien die Versprechen der Regierung, die soziale Infrastruktur auszubauen, bisher nicht erfüllt worden.