Potsdam (epd). Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Johan Rockström, warnt vor Populismus in Debatten über die Erderwärmung. „Über die letzten fünf Jahre sehen wir einen Trend zu häufiger Leugnung des Klimawandels, zu Wissenschaftsfeindlichkeit“, sagte er am Dienstag im RBB-Inforadio.
In Debatten über den Klimawandel gehe es derzeit überdies „etwas ruppiger“ zu, weil es „ans Eingemachte geht“. Wenn in sozialen Medien Front gegen die Klimawissenschaft gemacht werde, sei das paradoxerweise auch positiv. „Es ist auch ein Beleg dafür, dass die Klimakrise langsam in der Gesellschaft ankommt und wir an einem Wendepunkt sind, an dem wir uns in eine neue Zukunft ohne Öl und Gas bewegen“, sagte Rockström: „Wir führen sozusagen das letzte Gefecht, wenn es um das Klima und unseren Planeten geht.“
Beim UN-Klimagipfel (COP28) in Dubai etwa sei es nicht darum gegangen, ob sich von Öl, Gas und Kohle als Grundlage der Weltwirtschaft verabschiedet werden müsse, sondern wie schnell das geschehen sollte. Dabei komme es zwangsläufig zu Interessenskonflikten.
Deutschland habe als fünftgrößte Wirtschaftsnation der Welt eine besondere Rolle. Die Wirtschaft hänge maßgeblich von Exporten ab und es sei besonders abhängig von fossilen Brennstoffen, erklärt Rockström: „Wenn es ein Land wie Deutschland schafft, sich wirtschaftlich gut zu entwickeln, mit einem modernen Wohlfahrtsstaat, mit sicheren Arbeitsplätzen, während es gleichzeitig dekarbonisiert, dann sendet das sehr starke Signale an Länder wie Indien, Indonesien, Brasilien und an aufstrebende Wirtschaftsnationen dieser Welt.“