München (epd). Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sieht mit Sorge auf die Zukunft der Demokratie. Er habe sich niemals vorstellen können, dass in Deutschland wieder eine rechtsextreme Partei in den Parlamenten sitzen könnte - mit teilweise 20 Prozent, sagte der Kardinal am Dienstag im Münchner Presseclub. Die Demokratie sei keine „gmahde Wiesn“, wie man auf bayerisch so schön sage - also keine ausgemachte, sichere Sache.
Auch der „Blick auf die Welt ist nicht ganz so erfreulich“, sagte Marx weiter. Der Nahost-Krieg etwa sei eine „wirkliche Tragödie“. Es gehe über seine Fantasie hinaus, wie hier ein gerechtes Ende gefunden werden könne - „oder soll das ein Krieg ohne Ende werden?“
Es sei lange nicht so deutlich gewesen wie jetzt, wie stark Israel von Ländern umzingelt sei, die es vernichten wollen. Krieg sei nie eine Lösung, betonte, Marx. Aber dies sei ein Verteidigungskrieg Israels - „keine Frage“. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Situation im Nahen Osten - speziell für die Christen - nicht besser geworden, eher schlechter.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte Marx, dass man 1989/90 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs gedacht habe, dass die Welt besser, gerechter und freier werde. Niemand hätte sich vorstellen können, dass Russland völkerrechtswidrig ein Nachbarland überfalle.