Wiesbaden (epd). Die Zufriedenheit der 1,1 Millionen ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland nimmt mit wachsender Aufenthaltsdauer und Integration zu. Die Selbsteinschätzung zeige eine deutliche Verbesserung, sagte die Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, Katharina Spieß, bei der Vorstellung einer aktuellen Studie am Mittwoch. Hatten in einer Befragung im Sommer 2022 noch rund 70 Prozent angegeben, von Sorgen bestimmt zu sein, waren es in einer erneuten Befragung im Sommer 2023 noch rund 55 Prozent. Der Anteil derjenigen, die mit ihrem Leben zufrieden oder sehr zufrieden sind, stieg in diesem Zeitraum von 20 auf 27 Prozent. Die aktuelle Studie beruht auf einer repräsentativen Online-Befragung von 2.839 bereits zuvor befragter Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.
Überraschend sei in der Studie eine deutliche Verbesserung der Deutschkenntnisse zwischen Sommer 2022 und 2023, sagte Spieß. Inzwischen gebe die Hälfte der Befragten an, ihre Kenntnisse lägen zwischen „es geht“ und „gut“ - 33 Prozentpunkte der Befragten mehr als ein Jahr zuvor, erläuterte Mitautor Andreas Ette. Grundlage sei der starke Besuch von Sprach- und Integrationskursen. Im Frühjahr 2023 hätten drei Viertel der ukrainischen Flüchtlinge einen Sprachkurs besucht oder abgeschlossen.
Die Integration der ukrainischen Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt nimmt nach der Studie allmählich zu. Ihre Erwerbstätigkeit sei zwischen Sommer 2022 und Sommer 2023 im Durchschnitt von 16 auf 23 Prozent gestiegen, sagte Ette. Dabei habe die Erwerbstätigkeit der Ukrainerinnen in Deutschland von 15 Prozent auf 21 Prozent zugenommen, die der Ukrainer von 22 Prozent auf 29 Prozent. Allerdings übe rund die Hälfte der erwerbstätigen ukrainischen Flüchtlinge eine minder qualifizierte Tätigkeit aus als zu Hause. 45 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einen Berufsabschluss einer Fachhochschule oder Universität und 28 Prozent einen nicht-akademischen Berufsabschluss.
Die Studie untersuchte nach Spieß' Worten auch das Wohlbefinden der aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendlichen. Es sei zwar schlechter als das der einheimischen Gleichaltrigen, aber es bessere sich allmählich. Von den Kita-Kindern hätten nun 85 Prozent eine gute oder sehr gute psychische Gesundheit, von den 11- bis 17-Jährigen 77 Prozent. Knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren beteilige sich inzwischen an Freizeitsport. 35 Prozent der Kinder und 42 Prozent der Jugendlichen beteiligten sich noch an keiner außerschulischen Aktivität. Ein Fünftel der Schüler nehme zusätzlich zum Besuch einer deutschen Schule am Online-Unterricht der Ukraine teil.
Die Institutsdirektorin forderte, mehr ukrainischen Kindern die Aufnahme in eine Kindertagesstätte zu ermöglichen sowie Kinder und Jugendliche in außerschulische Freizeitangebote zu bringen. Dies verbessere die Integration und die Möglichkeiten von Elternteilen, eine Arbeit aufnehmen zu können. 15 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Alleinerziehende und 25 Prozent Kinder eines alleinerziehenden Elternteils.