Frankfurt a.M., Dubai (epd). Der Beschluss der UN-Klimakonferenz hat weltweit ein überwiegend positives Echo hervorgerufen. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen begrüßten, dass erstmals ein UN-Gipfel zur Abkehr von Kohle, Gas und Öl aufruft. Für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen markiert die Vereinbarung „den Beginn des postfossilen Zeitalters“. Auch UN-Generalsekretär António Guterres hob Fortschritte hervor, verwies aber zugleich auf Defizite.
Die fast 200 Teilnehmerstaaten des Gipfels hatten sich in Dubai am Mittwochvormittag auf eine Abkehr von Öl, Gas und Kohle geeinigt. In dem verabschiedeten Beschluss werden die Länder zu einem Übergang weg von fossilen Brennstoffen in Energiesystemen aufgerufen. Der nicht näher erläuterte Begriff „Energiesysteme“ könnte etwa den Transportsektor ausklammern.
Ein Ausstieg („phase out“) aus fossilen Energieträgern, wie ihn mehr als 100 Länder gefordert hatten, wird in dem Dokument nicht explizit erwähnt. Guterres betonte, dass ein solcher Ausstieg unvermeidlich sei. Dieser Schritt dürfe nicht zu spät kommen. Die Ära der fossilen Brennstoffe müsse beendet werden.
Die Umweltorganisation WWF sprach von einer historischen Einigung: „Die Zeit, unbegrenzt Öl ins Feuer zu gießen, ist vorbei“, sagte die Klimachefin beim WWF Deutschland, Viviane Raddatz. Erstmals sei das Kernproblem der Klimakrise benannt worden, nachdem Jahrzehnte lang auf dem internationalen Parkett darum herumgetänzelt worden sei. Der Beschluss gehe aber nicht weit genug, denn er lasse „gefährliche Ablenkungstaktiken zu sogenannten Brücken- und Niedrigemissionstechnologien zu“.
Auch das Climate Action Network wertete das Ergebnis der Konferenz insgesamt als bedeutendes Signal. Der Beschluss weise den Weg in eine Welt ohne fossile Energien. Aber dieser Weg sei voller Schlaglöcher und möglicher gefährlicher Umwege, warnte Exekutivdirektorin Tasneem Essop.
Die Hilfsorganistion Care erklärte, die Vereinbarung beinhalte Hoffnung für die Zukunft. Sie zeige aber zu wenige konkrete Maßnahmen auf, wie die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden soll. Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals erklärte, der Beschluss könne „sogar ein historischer Schritt werden - aber nur, wenn in den nächsten Jahren tatsächlich weltweit ein massives Herunterfahren von Kohle, Öl und Gas erfolgt“.
Der Chef von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, unterstrich, dass der Auftrag zum Ausstieg aus den Fossilen „verbindlicher und ohne Schlupflöcher“ hätte sein müssen. Aber durch die klare Bindung an das Ziel des Pariser Klimavertrags, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei die Vereinbarung „gut genug, um die Klimabewegungen weltweit zu stärken“.
Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ hob hervor, dass sich die Staaten bereits zu Beginn der Konferenz auf einen Fonds geeinigt hatten, der arme Länder bei klimabedingten Katastrophen wie Stürmen oder Dürren unterstützen soll. Die Klimaexpertin von „Brot für die Welt“, Sabine Minninger, kritisierte jedoch, dass Industrieländer und Schwellenländer mit hohen Treibhausgasemissionen sich nicht zur Auffüllung des Fonds verpflichtet hätten. Den ärmsten und verletzlichen Staaten fehle es damit „an Sicherheiten, mit der Klimakrise umzugehen“.