Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Rosemarie Wenner, bat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einem Brief, den Entwurf nochmals zu überarbeiten und die Vertretung der Freikirchen im Rundfunkrat beizubehalten. Es sei unangemessen, dass eine Gruppierung, die nur einen Sitz habe, gar nicht mehr vertreten sein soll, während andere Gruppierungen durch mehrere Personen repräsentiert seien.
600.000 Muslime in Baden-Württemberg
Die 26 Freikirchen im Südwesten, zu denen unter anderem Methodisten, Baptisten, Adventisten, sowie neuapostolische, charismatische und orthodoxe Gemeinden zählen, haben nach eigenen Angaben rund 200.000 Mitglieder in 600 Gemeinden. Die Zahl der Muslime in Baden-Württemberg wird auf 600.000 geschätzt.
Nach Meinung des Medienbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Markus Bräuer, wird ein aufgeklärter Dialog der Religionen in der Gesellschaft gefördert, wenn die Muslime an der Arbeit des Rundfunkrates beteiligt sind. "Sie aber nur auf Kosten der Freikirchen zu integrieren, ist abwegig", sagte der Oberkirchenrat dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Landtag schickt acht Vertreter
Laut dem Entwurf sollen 13 Gruppen in dem Gremium zwei oder mehr Sitze erhalten, die Arbeitgeber und Gewerkschaften sowie die Bildungsverbände sind mit jeweils vier Personen vertreten, der Landtag mit acht. Neben den Freikirchen werden den Planungen nach auch die Vertriebenenorganisationen ihre beiden Vertreter verlieren, die Sitze der Umweltverbände und Migranten sollen dagegen aufgestockt werden. Die jeweils zwei Sitze der evangelischen und der katholischen Kirche in Baden-Württemberg bleiben unangetastet. Auch die Israelitische Religionsgemeinschaft behält ihren Sitz.
Das Aufsichtsgremium des SWR mit seinen 74 Mitgliedern ist das größte aller ARD-Anstalten. 23 Rundfunkratsmitglieder stammen aus Rheinland-Pfalz, 51 aus Baden-Württemberg. Der Rundfunkrat ist das oberste Kontrollgremium beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Am ersten Januar 2014 soll der neue SWR-Staatsvertrag in Kraft treten.