Mainz (epd). Neandertaler haben offenbar systematisch Jagd auf Europäische Waldelefanten gemacht. Ein Forschungsteam aus Mainz und Leiden (Niederlande) kommt zu dem Schluss, dass die Jagd auf die Tiere unter Neandertalern weit verbreitet war, teilte die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz am Dienstag mit.
Die Forscherinnen und Forscher hatten den Angaben zufolge rund 125.000 Jahre alte Elefantenknochen untersucht, die in Taubach in Thüringen und in Gröbern in Sachsen-Anhalt gefunden worden waren. Schnittspuren, die sie auf den Knochen fanden, deuteten auf eine intensive Verarbeitung der Kadaver hin.
Bislang war bekannt gewesen, dass Neandertaler die Elefanten zwar jagten, aber nicht, wie häufig sie das taten. „Die Ergebnisse der Untersuchung der Knochen aus Gröbern und Taubach zeigen nun, dass die Jagd von Neandertalern auf Waldelefanten keine Ausnahme, sondern regelhaftes Verhalten war“, erläuterte Sabine Gaudzinski-Windheuser, Professorin für Vor- und Frühgeschichte an der Gutenberg-Universität.
Europäische Waldelefanten (Palaeoloxodon antiquus) waren die größten Landsäugetiere während des Pleistozäns, sie lebten den Angaben zufolge von vor 800.000 Jahren bis vor 100.000 Jahren. Die Tiere wurden rund vier Meter hoch und 13 Tonnen schwer und damit größer als die heute lebenden Elefanten und auch größer als das Mammut. „Wir gehen davon aus, dass das Fleisch und Fett eines ausgewachsenen Waldelefantenbullen den täglichen Kalorienbedarf von mindestens 2.500 erwachsenen Neandertalern decken konnte“, sagte Gaudzinski-Windheuser.
Bislang war die Forschung davon ausgegangen, dass Neandertaler in kleinen Gruppen von bis zu 20 Individuen zusammenlebten. Die nun gewonnenen Erkenntnisse legen jedoch nahe, dass sie sich entweder zumindest zeitweise in größeren Gruppen versammelten oder Techniken zur Fleischkonservierung beherrschten oder beides.