Leipzig, Erfurt (epd). Mit Festgottesdiensten haben die beiden großen kirchlichen Hilfswerke am ersten Adventssonntag ihre bundesweiten Spendenaktionen zur Weihnachtszeit eröffnet. In der Leipziger Peterskirche erinnerte Altbundespräsident Joachim Gauck zum Start der 65. Spendenaktion von „Brot für die Welt“ unter dem Motto „Wandel säen“ daran, „dass in unserer Welt des Überflusses immer noch mehr als 800 Millionen Menschen hungrig sind“. Das katholische Hilfswerk Adveniat begann im Erfurter Dom seine Weihnachtskampagne „Flucht trennt. Hilfe verbindet“.
Mit den Spendenkampagnen sollen Projekte gegen den Hunger auf der Welt und für ein globales Ernährungssystem sowie Flüchtlingsprojekte in Lateinamerika unterstützt werden. Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ fördert derzeit rund 1.800 Projekte in fast 90 Ländern.
Die Präsidentin von „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, rief in ihrer Predigt in Leipzig zu Hoffnung und Zuversicht auf. Die Weihnachtsgeschichte vom „Wunder, das im Stall geschieht“, von Christi Geburt, sei die „die ultimative Botschaft, dass sich alles, aber auch alles ändern“ könne, sagte sie. Der Hoffnung seien keine Grenzen gesetzt; dies sei die Weihnachtsbotschaft.
Pruin predigte in dem ARD-Fernsehgottesdienst zusammen mit dem Kenianer Peter Nyorsok, dem Direktor der Partnerorganisation „ADS North Rift“. Für Nyorsok bedeutet „säen“ Hoffnung im konkreten Handeln. „Wenn ich einen Samen in die Erde lege, dann möchte ich das Leben erhalten“, sagte er. Pruin betonte, die Tätigkeit der Partnerorganisationen von „Brot für die Welt“ stimme zuversichtlich. Sie würden „unerschrocken ihre Arbeit tun“.
Gauck forderte in dem Gottesdienst, hinzuschauen, wo Menschen Hilfe brauchen. Am Vorabend hatte der 83-jährige evangelische Theologe in einer Festveranstaltung zu persönlichem sozialem Engagement und Solidarität aufgerufen. „Verantwortung ist die erwachsene Form von Freiheit“, sagte Gauck. Mit Blick auf die Flüchtlingspolitik sagte er, das Boot sei noch nicht zu voll. Zugleich müsse durch Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung die Akzeptanz der Bevölkerung erhalten werden.
Zur Eröffnung der katholischen Adveniat-Spendenaktion für Lateinamerika betonte Kardinal Álvaro Leonel Ramazzini aus Guatemala am Sonntag in Erfurt, Christinnen und Christen dürften sich nicht vor dem Elend und der Diskriminierung in der Welt verschließen. Zu den größten Sünden der Menschheit gehörten Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Egoismus und ethnische Auseinandersetzungen.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr rief dazu auf, trotz der aktuell großen Herausforderungen die Fluchtbewegungen nicht zu vergessen. „Weltweit sind über 108 Millionen Menschen auf der Flucht. So viele wie noch nie zuvor in der Geschichte“, mahnte er.
In den Kirchen Deutschlands gehen die Weihnachtskollekten traditionell an die Hilfswerke, deren Spendenaktionen am ersten Advent beginnen. Evangelische Kirchen riefen erstmals 1959 mit der Aktion „Brot für die Welt“ zu Spenden im Kampf gegen Hunger und Armut auf. Schwerpunkte der Arbeit sind die Welternährung, die Stärkung von Bildung und Gesundheit sowie der Einsatz für Menschenrechte und Klimagerechtigkeit.