Erfurt (epd). Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne) hofft auf die Unterstützung der Bundesländer für die Aufnahme der ehemaligen innerdeutschen Grenze in das Unesco-Welterbe. Am Montag entscheide eine Sonderkonferenz der Kulturminister in Berlin über die nächsten deutschen Kandidaten zur Aufnahme ins Weltkultur- und Naturerbe, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt. Ein positives Votum der Kulturministerkonferenz sei Voraussetzung für eine Befassung mit dem Antrag auf internationaler Ebene.
Zwar entspreche das sogenannte Großnaturschutzgebiet „Grünes Band“ den Kriterien der Unesco wie kaum ein zweiter Anwärter, sagte Stengele. Er habe jedoch festgestellt, „dass die Idee und das Verständnis des 'Grünen Bandes' umso mehr abnimmt, je weiter die Menschen von der innerdeutschen Grenze entfernt wohnen“. In Baden-Württemberg etwa oder Aachen sei die Erfahrung der friedlichen Revolution von 1989 oftmals sehr weit aus dem Bewusstsein verschwunden.
Dabei sei das „Grüne Band“ sowohl ein Natur- als auch ein Kulturerbe von europäischem Rang, sagte Stengele. Der ökologische Wert des 1.500 Kilometer langen Streifens entlang der früheren innerdeutschen Grenze zwischen der Ostsee und der Grenze zu Tschechien stehe dabei außer Frage. Dort sei sich die Natur über 40 Jahre hinweg in großen Teilen selbst überlassen worden.
Zugleich sei die frühere Grenze auch ein einzigartiges Kulturmonument. „Es gibt wohl kaum eine Revolution, in der eine solch mörderische Grenze ohne einen einzigen Schuss abgerissen worden ist“, sagte der Minister. All dies werde sichtbar in den Resten der DDR-Grenzbefestigungen und den Grenzmuseen wie dem geteilten Dorf Mödlareuth an der thüringisch-bayerischen Grenze oder Schifflersgrund im Eichsfeld.
Die von der Unesco geführte Liste des Welterbes umfasst weltweit mehr als 1.150 Stätten, 52 davon in Deutschland. Seit September gehört auch das mittelalterliche jüdische Baukultur-Erbe in Erfurt dazu.