Nairobi (epd). Die Überschwemmungen in Kenia bringen Helferinnen und Helfer laut einem Mitarbeiter des Roten Kreuzes an ihre Grenzen. „Wir sind vollkommen überlastet“, sagte der Zuständige der Organisation für die Küstenregion, Hassan Musa, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dabei erreichten sie längst nicht alle Menschen mit ihrer Nothilfe. Vom Staat könnten die Betroffenen der Fluten kaum Hilfe erwarten, kritisierte Musa.
Seit Mitte Oktober regnet es aufgrund des Wetterphänomens „El Niño“ überdurchschnittlich viel. Die Böden sind in vielen Regionen so ausgetrocknet, dass sie das Wasser nicht aufnehmen können. Immer mehr Menschen müssen Musa zufolge ihre Häuser verlassen, weil die Dämme, die bisher noch einen Teil des Wassers aufgefangen haben, inzwischen voll sind. Besonders schlimm sei die Lage in der Region Tana River im Nordosten des Landes. Insgesamt 120 Menschen starben bislang in den Fluten, knapp 100.000 Männer, Frauen und Kinder mussten ihre Häuser verlassen. Für die Geflüchteten gibt es 120 Lager im ganzen Land.
„Die Menschen haben ihre Lebensgrundlage verloren, die anstehenden Ernten wurden weggespült“, berichtet Musa. Da die Betroffenen kein Einkommen mehr haben, unterstütze das Rote Kreuz Schwangere, junge Mütter, Alte und Menschen mit Behinderung mit kleinen Bargeldbeträgen. Zudem besuche medizinisches Personal der Organisation die Flüchtlingslager, da es vielerorts keine erreichbare Gesundheitsversorgung mehr gebe. „Besonders Kinder, schwangere Frauen und alte Menschen sind akut gefährdet“, sagt der humanitäre Koordinator. Sein Team verteilt auch Zeltplanen, Decken und Matratzen, damit Menschen zumindest vorübergehend geschützt sind. „Denn der Regen geht weiter.“
Seit Jahren schlage das Rote Kreuz der Regierung Vorsorgemaßnahmen wie mehr Wassersammelbecken vor, sagt Musa. Doch bisher sei kaum etwas passiert. Die Regionalregierung von Tana River habe aber etwa öffentliches Land in höheren Lagen zur Verfügung gestellt. Dort könnten sich Familien auch dauerhaft ansiedeln. Musa hofft, dass sich viele Bewohner darauf einlassen und so die Zahl der Betroffenen bei der nächsten Flut geringer ist.
Wetterphänomene wie „El Niño“ werden durch das katastrophale Fortschreiten der Erderwärmung verstärkt. In Ostafrika ist das seit Jahrzehnten deutlich spürbar. So herrschte dort in den vergangenen fünf Jahren eine besonders schwere Dürre. Ganze Rinder- und Kamelherden wurden dahingerafft, sodass viele Nomadengemeinschaften ihre Lebensgrundlage verloren. Oft leiden die gleichen Menschen in Kenia, Äthiopien und Somalia erst unter Dürren und dann unter Fluten. Den seit Jahren von armen Ländern geforderten Fonds für Hilfen bei der Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste beschlossen die Staaten am Donnerstag zum Auftakt der UN-Klimakonferenz (COP) am Donnerstag in Dubai.