Berlin (epd). Jeder dritte Bundesbürger hat einer Umfrage zufolge bereits das vor einem Jahr eingeführte Computerprogramm ChatGPT genutzt (37 Prozent). Zudem haben 85 Prozent von dem Textroboter bereits gehört oder gelesen. Laut einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Forsa-Studie im Auftrag des TÜV-Verbandes sind die Nutzer und Nutzerinnen des Angebots Künstlicher Intelligenz (KI) mehrheitlich jung und männlich. 43 Prozent der ChatGPT-Anwender sind demnach Männer, 33 Prozent Frauen. 56 Prozent von ihnen sind zwischen 16 und 35 Jahren alt. Bei den über 56-Jährigen nutzen dagegen nur 17 Prozent dieses KI-Programm.
„Erst seit ChatGPT ist einer breiten Öffentlichkeit klar geworden, was für Potenzial in KI steckt“, sagte der Geschäftsführer des TÜV-Verbands, Joachim Bühler. ChatGPT und andere KI-Anwendungen entwickelten sich zu wichtigen Werkzeugen für das berufliche und private Leben der Nutzer. „Die KI ist gekommen, um zu bleiben“, sagte Bühler.
Für 55 Prozent der Befragten hat Künstliche Intelligenz demnach das Potenzial, sie in ihrem privaten Leben zu unterstützen. 58 Prozent sehen das auch im Beruf. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen erwartet, dass KI in fünf Jahren eine große oder sehr große Rolle für ihre berufliche Tätigkeit spielen wird. Zugleich befürchtet fast jeder dritte Erwerbstätige (31 Prozent), beruflich abgehängt zu werden, wenn er die Technologie nicht beherrscht. Knapp zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) hält eine Weiterbildung zu Künstlicher Intelligenz für ihre berufliche Tätigkeit für sinnvoll. Fast ein Drittel glaubt (29 Prozent), dass KI ihre berufliche Tätigkeit ganz oder teilweise ersetzen könnte.
Befragt wurden in der repräsentativen Erhebung mehr als 1.000 Personen ab 16 Jahren. Demnach nutzen die Menschen ChatGPT und andere KI-Programme derzeit zumeist für Unterhaltungszwecke (52 Prozent), Recherchen (44 Prozent), die Erstellung von Texten (40 Prozent) oder die Generierung und Bearbeitung von Fotos oder Videos (26 Prozent). Fast ein Viertel nutzt ChatGPT und Co für die Lösung verschiedenster Probleme (23 Prozent) und zwölf Prozent programmieren damit.
Allerdings gibt es auch Vorbehalte und Sorgen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) hat demnach kein Vertrauen in die Ergebnisse generativer KI-Anwendungen. 78 Prozent stimmen der Aussage zu, dass beim Einsatz von KI-Technologie derzeit nicht abschätzbare Risiken bestehen, auch für die Demokratie. 92 Prozent glauben, dass kaum noch erkennbar sein wird, ob Fotos oder Videos echt oder gefälscht sind, 83 Prozent befürchten dies bei Texten. 81 Prozent erwarten zudem, dass KI-Technologie die Verbreitung von „Fake News“ massiv beschleunigen wird.
„Eine überwältigende Mehrheit von 83 Prozent ist deshalb der Meinung, dass es gesetzliche Vorgaben für den sicheren KI-Einsatz geben sollte“, sagte Bühler. 91 Prozent fordere eine Transparenz- und Kennzeichnungspflicht für Inhalte, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erzeugt worden sind: „Zudem halten 86 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger eine verpflichtende Prüfung der Qualität und Sicherheit von KI-Systemen durch unabhängige Prüforganisationen wie zum Beispiel den TÜV für notwendig.“