Magdeburg (epd). Die Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg hat ihr neues Gotteshaus in Besitz genommen. Die Synagoge werde am 10. Dezember mit einem Festakt feierlich eröffnet, teilte die Gemeinde am Montag in Magdeburg mit. Zu der Feier werden demnach Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (beide CDU) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erwartet.
Bereits am 8. Dezember will die Synagogen-Gemeinde mit der feierlichen Übertragung der Tora-Rolle ihren ersten Gottesdienst in dem neuen Gebäude feiern. „Magdeburg möge an diesem Tag aufstehen und Haltung zeigen“, sagte der Verwaltungsleiter der Gemeinde, Helmut Seibert. Alle Magdeburger seien an diesem Tag eingeladen, sich dem Festzug anzuschließen oder am Straßenrand Spalier zu stehen.
„Das wird ein echtes Fest im öffentlichen Raum“, sagte Seibert: „Und das muss auch in diesen dunklen Zeiten möglich sein“, meinte er mit Blick auf die Terroranschläge der Hamas auf Israel. Auch geplante Tage der offenen Tür sollen unter Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. „Wir wollen uns als Gemeinde nicht verstecken“, sagte Seibert dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Vorstandsvorsitzende der Synagogen-Gemeinde, Inessa Myslitska, nannte die Fertigstellung der neuen Synagoge ein „Wunder“. Seit dem Wiederanwachsen der Gemeinde in den 1990er Jahren habe man über den Neubau diskutiert. „Es war eine sehr mühsame, kreative und unschätzbare Arbeit“, so Myslitska. Das Haus solle allen Völkern und Menschen unabhängig von ihrer Glaubensrichtung offen stehen.
Das Gotteshaus steht unweit der alten Synagoge aus dem 19. Jahrhundert, die in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 zerstört wurde. Die neue Synagoge verfügt über 120 Sitzplätze, einen Gemeindesaal sowie über eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad. Der Architekt Wolfgang Sattler sagte, die Architektur sei dem Wunsch der Gemeinde entsprechend sehr dezent und zurückhaltend. Gebrannte Tonsteine an der Fassade sollen die Klagemauer in Jerusalem symbolisieren. Zwölf schmale Natursteinelemente stünden zudem für die zwölf Stämme Israels.
Das Gebäude hat laut Seibert rund 7,6 Millionen Euro gekostet. Rund 2,8 Millionen Euro entfallen davon auf die Sicherheitstechnik, die aus einem Fonds des Bundes und des Landes für die Gewährleistung jüdischen Lebens finanziert wurde. Rund 500.000 Euro trug den Angaben zufolge ein Förderverein bei, dem Waltraut Zachhuber, ehemalige Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Magdeburg, vorsteht. Als Stadtgesellschaft wolle man ein sichtbares Zeichen setzen, dass nach der Zerstörung der alten Synagoge wieder ein neues Gotteshaus entstehe, sagte Zachhuber.
Das rund 2.700 Quadratmeter große Grundstück wurde der Gemeinde vor vier Jahren von der Stadt Magdeburg geschenkt. Auch das Land Sachsen-Anhalt fördert den Neubau mit einem Zuschuss von 2,8 Millionen Euro, der aufgrund gestiegener Kosten aufgestockt wurde. Die Gemeinde hat derzeit nach eigenen Angaben rund 400 Mitglieder sowie zahlreiche nichtjüdische Familienangehörige, die am Gemeindeleben teilnehmen.