Erfurt (epd). Bei der Synode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat Landesbischof Friedrich Kramer sexualisierte Gewalt in der Kirche verurteilt. Der Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Landeskirche seien seit Anfang 2022 insgesamt 18 Fälle gemeldet worden, sagte er am Mittwoch bei der Herbsttagung der Synode in Erfurt. Seit 2012 habe sie Anerkennungsleistungen in Höhe von 352.000 Euro an 20 Betroffene ausgezahlt, fügte er zum Auftakt der viertägigen Beratungen hinzu. Zwei Personen hätten darüber hinaus Unterstützungsleistungen in Höhe von 20.000 Euro erhalten.
Es schmerze und beschäme ihn, sich damit zu beschäftigen, sagte Kramer: „Wir wollen hinsehen, wahrnehmen und einstehen dafür, was geschehen ist.“ Die Kirche müsse sich konfrontieren mit dem, was Betroffene durchlitten und welch' furchtbare Folgen das für ihre gesamte Biografie gehabt habe. Es sei wichtig, Betroffenen zuzuhören, damit ihr Leiden und ihre Verletzungen zur Sprache kommen könnten.
In der EKM werde derzeit die Präventionsarbeit vorangetrieben. Seit zehn Jahren gebe es Präventions-Kurse für alle hauptamtlichen Mitarbeitenden. Die Teilnahme sei verpflichtend und auch Bestandteil des Vikariats. Zudem sei ein Rahmenschutzkonzept für die Landeskirche entwickelt worden, auf dessen Grundlage ab Januar 2024 ein Schutzkonzept in den Kirchenkreisen sowie den Werken und Einrichtungen in Kraft gesetzt werde, um die Präventionsarbeit zu professionalisieren. Hierfür sei die Einstellung von zwei Mitarbeiterinnen bereits beschlossen.
Zum Auftakt der Landessynode verurteilte Kramer zudem jede Form von Judenhass in scharfer Form. Hier dürfe und könne es keine Relativierung geben, sagte Kramer. Er sei persönlich erschrocken und entsetzt über Beifallsbekundungen für den Terror der Hamas, die dazu führten, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlten.
Gleichzeitig sei die Situation der Zivilbevölkerung in Gaza zu beklagen. „Wir bleiben in doppelter Solidarität mit den Menschen in Israel und in Palästina verbunden. Beides ist nicht gegeneinander zu setzen und braucht einen differenzierten Blick“, sagte der Bischof. Die Lösung des Konflikts könne nur in einem Bekenntnis zum Gewaltverzicht liegen. Es brauche Sanftmut statt Kampfmut, damit an einer nachhaltigen friedlichen Lösung gearbeitet werden könne.
Die Nahost-Arbeit der mitteldeutschen Kirche soll laut Bericht des Landeskirchenrats durch die Verlängerung einer Projektstelle fortgeführt und als landeskirchliches Arbeitsfeld der EKM weiter etabliert werden. Zahlreiche Gemeinschaftsprojekte mit anderen deutschen und internationalen Partnern seien in der Region umgesetzt worden. Zukünftig sollten die Themen Entwicklungszusammenarbeit, Frieden und Umwelt noch stärker in den Fokus rücken. Auch die Beziehungen mit Menschen aus der Region, die als Migrantinnen und Migranten auf dem Gebiet der EKM lebten, sollten verstärkt werden. In Thüringen und Sachsen-Anhalt leben derzeit allein 17 Menschen im Kirchenasyl.
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie tritt in der Regel zweimal im Jahr zusammen.