Nairobi, Monrovia (epd). Nach der Präsidentschaftswahl in Liberia hat die Wahlkommission Joseph Boakai zum offiziellen Sieger erklärt. Boakai habe mit 50,64 Prozent der Stimmen in der Stichwahl knapp den amtierenden Präsidenten George Weah geschlagen, verkündete die Vorsitzende der Wahlkommission, Davidetta Browne Lansanah, am Montagabend. Weah hatte bereits am Freitag seine Niederlage erklärt, nachdem ein Großteil der Stimmen ausgezählt war.
Bereits die erste Wahlrunde im Oktober war denkbar knapp ausgefallen: Weah hatte dabei lediglich wenige Tausend Stimmen mehr als Boakai erhalten. Bereits 2017 waren Weah und Boakai bei einer Stichwahl gegeneinander angetreten. Weah entschied diese mit 63 Prozent der Stimmen für sich.
Boakai wird sein Amt Anfang kommenden Jahres antreten. Der 78-Jährige blickt auf eine lange politische Karriere in Liberia zurück. Bereits in den 1980er Jahren amtierte er als Landwirtschaftsminister. Von 2006 bis 2018 war er schließlich Vizepräsident unter der Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die das westafrikanische Land nach dem Bürgerkrieg wieder aufbaute. Neben seinen politischen und sozialen Aktivitäten betreibt Boakai einen Handel mit landwirtschaftlichen Maschinen.
Etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts entfällt auf die Landwirtschaft, etwa zwei Drittel der Liberianerinnen und Liberianer verdienen damit ihren Lebensunterhalt. Das Land erholt sich noch immer von den Krisen der vergangenen Jahrzehnte. Bei dem Bürgerkrieg von 1989 bis 2003 kamen 200.000 Menschen ums Leben, Tausende Frauen wurden vergewaltigt, Kinder kämpften als Soldaten. Von 2014 bis 2016 wurde Liberia von der Ebola-Epidemie heimgesucht, bei der 4.000 Menschen starben. Nach Angaben der Weltbank lebt etwa die Hälfte der 5,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Liberias von weniger als zwei Euro am Tag.