Halle (epd). Eine neu entwickelte Künstliche Intelligenz (KI) soll dabei helfen, schwer lesbare Texte auf antiken Keilschrifttafeln zu entschlüsseln. Wie die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) am Montag in Halle mitteilte, wurde die KI von einem Team der MLU, der Hochschule Mainz und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entwickelt.
Statt Fotos nutze die KI 3D-Modelle der Tafeln und liefere deutlich zuverlässigere Ergebnisse als bisherige Methoden, hieß es. So werde es möglich, den Inhalt vieler Tafeln zu durchsuchen und miteinander zu vergleichen. Das eröffne völlig neue Perspektiven für die Forschung.
Die Wissenschaftler nutzten den Angaben zufolge 3D-Modelle von knapp 2.000 Keilschrifttafeln, darunter etwa 50 aus einer Sammlung der MLU. Weltweit gebe es Schätzungen zufolge noch etwa eine Million solcher Tafeln. Viele davon seien über 5.000 Jahre alt und gehörten damit zu den ältesten erhaltenen Schrifterzeugnissen der Menschheit, hieß es weiter. Ihr Inhalt decke ein breites Themenspektrum ab.
Der Professor für digitale Archäologie an der MLU, Hubert Mara, sagte, auf ihnen sei „vom Einkaufszettel bis hin zu Gerichtsurteilen“ alles zu finden. Die Tafeln ermöglichten einen Blick in die Vergangenheit des Menschen vor mehreren Jahrtausenden.
Bisher handelt es sich den Angaben zufolge um einen Prototyp, der Schriftzeichen von zwei Sprachen zuverlässig erkenne. Insgesamt seien aber zwölf Keilschriftsprachen bekannt. Die Software könne künftig auch dabei helfen, verwitterte Inschriften zum Beispiel auf Friedhöfen zu erkennen.