"Es ist leider nicht übertrieben, vom vergessenen Holocaust zu sprechen", sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin bei der Eröffnung einer Ausstellung über den Völkermord in der "Topographie des Terrors".
Zusammen mit einer Dokumentation der Zwangsarbeiter-Bundesstiftung EVZ über überlebende Roma in der Ukraine startete damit ein vielfältiges Rahmenprogramm zur Eröffnung des Sinti-und-Roma-Mahnmals. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird es am Mittwoch in Berlin in unmittelbarer Nähe des Reichstages nach mehr als 20-jähriger Planung einweihen. Dem NS-Völkermord an den Sinti und Roma ist Schätzungen zufolge eine sechsstellige Zahl von Menschen zum Opfer gefallen.
Ausstellung in englischer Sprache
Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, bezeichnete die bevorstehende Einweihung des Mahnmals als Zäsur. "Die Bundesrepublik bekennt sich damit eindrücklich zu ihrer historischen Verantwortung zu unserer Minderheit." Vom Denkmal werde hoffentlich ein Signal an Öffentlichkeit, Wissenschaft und Gedenkstätten ausgehen, diesem Völkermord mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Sowohl Lammert wie auch Rose verwiesen ferner auf die anhaltende Diskriminierung der Sinti und Roma, die bis heute in ganz Europa festzustellen sei. Der Bundestagspräsident kritisierte zudem, dass die jetzt in der "Topographie" gezeigte Ausstellung ausschließlich in englischer Sprache gehalten sei.
Nach Angaben des Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma ist dies auf die kurzfristige Ankündigung der Mahnmals-Einweihung durch die Bundesregierung zurückzuführen. Die deutsche, seit 1997 gezeigte Fassung der Ausstellung sei nicht mehr verfügbar, so dass auf die englischsprachige zurückgegriffen werden musste. Sie tourt seit 2006 durch Europa.
Veranstaltungen bis zum 7. November geplant
In Zusammenarbeit zwischen der Stiftung für das Berliner Holocaust-Mahnmal und dem Dokumentrationszentrum sind für die darauffolgenden Tage rund ein Dutzend weiterer Veranstaltungen geplant. Dazu zählen Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und Buchvorstellungen. Unter anderem wird die Vorsitzende des Berlin-Brandenburger Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Petra Rosenberg, aus den Erinnerungen ihres Vaters vorlesen, der als Kind in mehreren NS-Konzentrationslagern inhaftiert war.
Beschlossen wird der Veranstaltungsreigen am 7. November mit einem Konzert in der Philharmonie. Die Roma und Sinti Philharmoniker führen das "Requiem für Auschwitz" von Roger Moreno Rathgeb auf.