Berlin, Buenos Aires (epd). In Argentinien haben die Wähler am Sonntag in einer der Stichwahl über einen neuen Präsidenten abgestimmt. Zur Wahl stellten sich der Regierungskandidat Sergio Massa und der ultrarechte Ökonom Javier Milei. Alle Umfragen deuteten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin.
Die Wahlen fanden inmitten einer schweren Wirtschaftskrise statt. Die Inflationsrate ist auf 140 Prozent geklettert, 40 Prozent der Menschen leben in Armut. Rund 36 Millionen Wählerinnen und Wähler waren zur Abstimmung aufgerufen. In dem südamerikanischen Land gilt Wahlpflicht.
Mit seinem Versprechen nach einem Ausweg aus der Krise konnte der Rechtspopulist Milei punkten, der sich als politischer Außenseiter inszeniert. Massa, der in der aktuellen linksgerichteten Regierung Wirtschaftsminister ist, gewann die erste Wahlrunde. Die Drittplatzierte, Patricia Bullrich von der konservativen Opposition, rief ihre Wähler auf, für Milei zu stimmen.
Der selbst ernannte Anarchokapitalist Milei spaltet mit seinen Wahlversprechen nach einem radikalen Umbau des Staates, der Abschaffung der Zentralbank und der Einführung des Dollar als Zahlungsmittel die Argentinier. Er will das Waffenrecht liberalisieren sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem privatisieren.
Massa trat für das Mitte-Links-Lager an, gilt dennoch als konservativ. Auch er machte den Argentiniern populistische Wahlversprechen - ohne deren Finanzierung zu benennen. So will er Steuererleichterungen, mehr Hilfszahlungen an Bedürftige und Subventionen für Treibstoff und Energie durchsetzen. Seine Verantwortung als amtierender Wirtschaftsminister für die desaströse Lage im Land versuchte Massa dagegen herunterzuspielen.
Argentinien ist beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hoch verschuldet. Gleichzeitig gilt der Staatsapparat als aufgebläht. Die Landeswährung Peso verlor gegenüber dem Dollar immer weiter an Wert. Immer wieder kommt es zu Massendemonstrationen und Protesten, bei denen die Menschen mehr staatliche Unterstützung und den Kampf der Regierung gegen prekäre Arbeitsplätze einfordern.