Berlin, Buenos Aires (epd). In Argentinien stellen sich der Regierungskandidat Sergio Massa und der ultrarechte Ökonom Javier Milei einer Stichwahl um das Präsidentenamt. Etwa 35,4 Millionen Wählerinnen und Wähler sind in dem südamerikanischen Land am Sonntag zur Abstimmung aufgerufen. Alle Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Allerdings zeigten sich acht bis zwölf Prozent der Wahlberechtigten noch unentschieden. Argentinien durchlebt derzeit die schwerste Wirtschaftskrise seit 20 Jahren. Die Inflationsrate ist auf 140 Prozent geklettert, 40 Prozent der Menschen leben in Armut.
Mit seinem Versprechen nach einem Ausweg aus der Krise konnte der Rechtspopulist Milei punkten, der sich als politischer Außenseiter inszeniert. Massa, der in der aktuellen linksgerichteten Regierung Wirtschaftsminister ist, gewann die erste Wahlrunde. Die Drittplatzierte, Patricia Bullrich von der konservativen Opposition, rief ihre Wähler auf, für Milei zu stimmen.
Der selbst ernannte „Anachokapitalist“ Milei spaltet mit seinen Wahlversprechen, den Staat radikal umzubauen, die Zentralbank abzuschaffen und den US-Dollar als Zahlungsmittel einzuführen. Er will das Waffenrecht liberalisieren sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem privatisieren. Der „korrupten und parasitären Politiker-Kaste“ wolle er sein Modell der Freiheit entgegensetzen, sagte er immer wieder.
Der Wahlkampf zwischen den politischen Lagern ist stark polarisiert. Bei einem mit Spannung erwarteten TV-Duell wenige Tage vor der Abstimmung ging allerdings Massa als Sieger hervor. Er rief zu einer Regierung der Einheit auf. Angesichts der Misere im Land versprach er Steuererleichterungen, mehr Hilfszahlungen an Bedürftige und Subventionen für Treibstoff und Energie. Seine Verantwortung als amtierender Wirtschaftsminister für die desaströse Lage im Land versuchte Massa dagegen herunterzuspielen.
Argentinien ist beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hoch verschuldet. Gleichzeitig gilt der Staatsapparat als aufgebläht. Die Landeswährung Peso verlor gegenüber dem Dollar immer weiter an Wert. Immer wieder kommt es zu Massendemonstrationen und Protesten, bei denen die Menschen mehr staatliche Unterstützung und den Kampf der Regierung gegen prekäre Arbeitsplätze einfordern.