Leipzig (epd). In Leipzig ist am Dienstag der Verleumdungsprozess gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim fortgesetzt worden. Wie der Sprecher des Landgerichtes Leipzig, Johann Jagenlauf, mitteilte, seien weitere Zeugen vernommen worden. Einige von ihnen hätten der Darstellung von Ofarim, in einem Leipziger Hotel antisemitisch beleidigt worden zu sein, widersprochen. Sie hätten den geschilderten Vorfall so nicht erlebt, hieß es. Schon an den ersten beiden Prozesstagen hatte es ähnliche Zeugenaussagen gegeben.
Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Instagram-Video behauptet, in der Hotellobby des „Westin“ antisemitisch beleidigt worden zu sein. Danach ermittelte die Staatsanwaltschaft zunächst gegen einen Hotelmitarbeiter, stellte die Untersuchungen aber später ein. Ofarim muss sich seit dem 7. November wegen mutmaßlicher Verleumdung, falscher Verdächtigung sowie Betrugs verantworten.
Der Hotelmanager, der den Musiker diskriminiert haben soll, tritt im Prozess als Zeuge und Nebenkläger auf. Vor Gericht sagte er, dass er mit dem Musiker zwar eine Auseinandersetzung hatte, ihn aber nicht beleidigt habe.
Wegen eines technischen Fehlers und langen Wartezeiten beim Check-in soll Ofarim von einem „Scheißhotel“ gesprochen und gedroht haben, eine schlechte Bewertung in den sozialen Medien abzugeben. Der Hotelmanager machte nach eigenen Angaben vom Hausrecht Gebrauch und checkte ihn nicht ein.
Am Mittwoch wird beim Prozess ein Gutachten des sachverständigen Digital-Forensikers Dirk Labudde erwartet. Er hatte die Aufnahmen der Hotelkameras aus der Lobby ausgewertet. Ein Ton wurde nicht aufgezeichnet.