Ulm (epd). Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden schneller als bislang erwartet. Das ist ein zentrales Ergebnis der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag in Ulm während der Tagung der EKD-Synode veröffentlicht hat.
Derzeit ist laut der Studie noch eine knappe Mehrheit der Deutschen christlich-konfessionell gebunden. Zähle man die Mitglieder aller christlichen Konfessionen, auch der Orthodoxen und Freikirchen zusammen, machte deren Bevölkerungsanteil Ende 2022 52 Prozent aus. Nach derzeitigem Trend werde 2024 der Anteil der christlich-konfessionell Gebundenen unter 50 Prozent sinken. Die Konfessionslosen würden voraussichtlich Ende der 2020er Jahre die 50-Prozent-Marke überschreiten und damit auch die absolute Bevölkerungsmehrheit stellen, sagte Christopher Jacobi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD bei der Vorstellung der Studie vor den 128 Mitgliedern des Kirchenparlaments.
Religiöse Menschen sind laut der Studie in der Gesellschaft schon heute deutlich in der Minderheit. 13 Prozent der Befragten verstehen sich als kirchlich-religiös, 25 Prozent als religiös-distanziert, 56 Prozent sind Säkulare, denn auch unter den Kirchenmitgliedern bezeichnen sich Jacobi zufolge rund ein Drittel als nicht religiös.
Seit 1972 erscheint etwa alle zehn Jahre die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Sie ist eine religionssoziologische Studie, die Einstellung zu Religion und Kirche in der Bevölkerung untersucht. In der aktuellen Studie wurden erstmals auch Ergebnisse für katholische Kirchenmitglieder mit erhoben. Die Befragung fand zwischen Oktober und Dezember 2022 durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa statt. Insgesamt wurden 5.282 Personen befragt. Die Studie entstand unter Federführung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, die katholische Deutsche Bischofskonferenz war erstmals an der Erstellung beteiligt.