Ulm (epd). Finanzen, Ökumene und eine Nachwahl in den Rat: Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat am Montag in Ulm ihre Beratungen fortgesetzt. Dabei wurde der Jurist Stefan Werner neu in den 15 Mitglieder zählenden Rat der EKD gewählt. Der Direktor des württembergischen Oberkirchenrats war der einzige Kandidat und folgt in dem Leitungsgremium der Juristin Stephanie Springer. Sie war Ende Oktober aus dem Kirchenamt in Hannover ins niedersächsische Justizministerium gewechselt und damit nach acht Jahren aus dem Rat ausgeschieden.
Der amtierende Rat wurde 2021 gewählt. Die Wahlperiode beträgt sechs Jahre. Werner war einziger Kandidat bei der Nachwahl. Er erhielt 111 von 129 gültigen Stimmen. Es gab sechs Nein-Stimmen und zwölf Enthaltungen.
Zudem beschäftigte sich das Kirchenparlament am Montag bei seiner Jahrestagung mit dem EKD-Haushalt für das kommende Jahr, der rund 250 Millionen Euro umfassen soll. Angesichts des Mitgliederverlusts und einer zu erwartenden Reduzierung der Kirchensteuereinnahmen hatte sich die EKD 2020 einen Sparkurs verordnet. Nach Angaben des für Finanzen zuständigen EKD-Ratsmitglieds Andreas Barner wird diese Finanzstrategie wie vorgesehen umgesetzt.
Thema war am Montag auch der Ausstieg der EKD aus der gemeinsam mit der katholischen Kirche verantworteten „Woche für das Leben“. Ein Delegierter hatte die Entscheidung hinterfragt. Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz, der dem Rat der EKD angehört, erklärte, die „Woche für das Leben“, die Aufmerksamkeit für medizin-ethische Themen schaffen und für Lebensschutz werben will, habe in der Vergangenheit nur noch geringe Resonanz erfahren.
Bilz versicherte, man werde gemeinsam mit der katholischen Kirche ab 2025 mit einem neuen Konzept das Thema ökumenisch weiterverfolgen. 2024 findet noch einmal die „Woche für das Leben“ statt. Jüngst hatte auch eine Stellungnahme des Rates der EKD für die Bundeskommission zur möglichen Reform des Abtreibungsrechts für Irritationen in der Ökumene gesorgt.
Der Landesbischof von Schaumburg-Lippe, Karl-Hinrich Manzke, bezeichnete die Zusammenarbeit von evangelischer und katholischer Kirche als wichtiger denn je. Gerade als Partner für die Kooperation mit dem Staat sei diese unerlässlich, sagte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Der Verbund lutherischer Landeskirchen tagte am Montagvormittag in Ulm und hatte dazu den Präsidenten der Synode der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU), Oleksandr Gross, zu Gast. Die russische Invasion in der Ukraine im Februar 2022 habe der Kirche mindestens 60 Prozent aller Gemeindemitglieder geraubt, sagte er: „Einige unserer Gemeinden sind praktisch zu kleinen Gruppen geworden, andere existieren gar nicht mehr.“ Derzeit umfasst die Minderheitskirche 24 Gemeinden mit rund 1.000 Gläubigen.
Mit Spannung wird für Dienstag die Veröffentlichung der Ergebnisse einer aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung bei der bis Mittwoch dauernden EKD-Synodentagung erwartet. Bereits zu Tagungsbeginn am Sonntag hatte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus gesagt, die Untersuchung zeige ernüchternd deutlich, dass das Vertrauen in Institutionen quer durch alle Bevölkerungsschichten sinkt. Die Mitgliederzahl in der evangelischen Kirche geht seit einigen Jahren rasant zurück.