Ulm (epd). Mit einem Aufruf zu mutigem Eintreten gegen Antisemitismus hat am Sonntag die Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. „Nein zu Antisemitismus. Da sind wir uns als Kirche einig, und hoffentlich auch in der Gesellschaft“, sagte der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst.
„Aber öffentlich gegen Antisemitismus einzustehen, wie es jetzt in diesen Zeiten dringend geboten ist, das ist unbequem“, fügte er hinzu. Es sei ein schrecklicher Gedanke, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlen.
Die Synode der EKD berät bis Mittwoch in Ulm. Am Sonntagvormittag nimmt die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus in ihrem Bericht an das Kirchenparlament zu aktuellen Themen in Kirche und Gesellschaft Stellung. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) wird zu einem Grußwort erwartet. Ein zentrales Thema der Jahrestagung der Synode ist am Dienstag die Vorstellung der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, eine soziologische Studie über die Haltung zu Religion und Kirche in der Gesellschaft.
Gohl sprach in seiner Predigt auch die innerkirchliche Debatte um den Abtreibungsparagrafen 218 an. Während der Rat der EKD sich für eine teilweise Neuregelung von Abtreibungen außerhalb des Strafrechts ausgesprochen hat, plädierte der württembergische Landesbischof Gohl in einer gemeinsamen Erklärung mit seinem katholischen Amtskollegen Bischof Gebhard Fürst für eine Beibehaltung der derzeitigen rechtlichen Regelung.
In dem vom ZDF übertragenen Gottesdienst sagte Gohl am Sonntag, ihn treibe die Frage um, wie der Schutz des ungeborenen Lebens aufrechterhalten werden kann, ohne das Recht der Selbstbestimmung der Frau abzuschwächen. „Ich darf mich nicht verstecken. Ich muss sagen, was ich glaube - nicht besserwisserisch, nicht von oben herab“, sagte Gohl und fügte hinzu: „Aber ich glaube: Gott ist ein Freund des Lebens.“