Potsdam (epd). Menschen mit schwersten Behinderungen benötigen einer Expertenkommission zufolge deutlich bessere Unterstützung. Das Bundesteilhabegesetz werde bislang nur unzureichend umgesetzt, heißt in einem Bericht der Kommission, der am Freitag im Potsdamer Oberlinhaus der Diakonie vorgestellt wurde. Erforderlich seien unter anderem eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen mit einer Schwerstbehinderung, ein Bürokratieabbau und eine größere Attraktivität der Arbeit in der Pflege.
Die Expertenkommission war nach dem Gewaltverbrechen vom 28. April 2021 im Oberlinhaus mit vier getöteten Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen eingesetzt worden. Eine Pflegekraft wurde wegen Mordes verurteilt und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Der aktuelle Bericht der Kommission ist nach Angaben des evangelischen Sozialunternehmens ein erster Zwischenbericht. Er trägt den Titel „Anforderungen an eine bedarfsgerechte Eingliederungshilfe für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf“. Der Abschlussbericht soll im kommenden Sommer veröffentlicht werden.
Der Zwischenbericht diene als „Grundlage und Orientierung für einen partizipativen Diskursprozess“ und leite eine weitere wichtige Phase im Aufarbeitungsprozess des Gewaltverbrechens ein, hieß es. Im Oberlinhaus sei als Folge intensiver interner Auseinandersetzung mit der Tragödie vor allem die Gewaltschutzkonzeption umfassend weiterentwickelt worden. Die Sicherstellung von Teilhabe gerade für Menschen mit sehr hohem Assistenzbedarf stoße jedoch insgesamt „an mannigfaltige systematische und praktische Grenzen“.