Berlin (epd). Ein Sexkaufverbot nach dem sogenannten Nordischen Modell zwingt Prostituierte nach Auffassung von Katharina Masoud von Amnesty International, im Verborgenen zu arbeiten, und bringe sie damit in Gefahr. „Das Nordische Modell behauptet, Sexarbeitende zu schützen, tut es aber nicht“, sagte Masoud dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Bei einem Sexkaufverbot werden Freier für den Kauf sexueller Dienstleistungen bestraft, Prostituierte bleiben straffrei. Die Unionsfraktion im Bundestag hat sich in dieser Woche für ein entsprechendes Verbot und die Schließung von Bordellen ausgesprochen.
Amnesty International habe dokumentiert, was es für Menschen bedeutet, unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen des Nordischen Modells zu arbeiten. Die jüngste Recherche dazu habe man 2022 in Irland gemacht.
Für die Menschen sei das Nordische Modell kein Schutz, sagte die Amnesty-Expertin für Geschlechtergerechtigkeit. „Es bedroht ihre Sicherheit und ihre Menschenrechte und setzt sie einem höheren Risiko von Missbrauch und Gewalt aus.“ Denn Sexarbeitende müssten stärkere Risiken eingehen, um ihre Kunden vor der Entdeckung durch die Polizei zu schützen. „Außerdem verdeckt der Fokus auf das Verbot des Kaufs von Sexarbeit die Tatsache, dass es meist noch viele andere Gesetze gibt, die die Organisation und Förderung von Sexarbeit kriminalisieren und die weiterhin bestehen bleiben“, sagte die Expertin der Menschenrechtsorganisation.
Mit einem Sexkaufverbot spreche man den Menschen ab, selbstgewählte Entscheidungen zu treffen. „Das ist eine Form der Bevormundung, die problematisch ist“, sagte Masoud.
Amnesty definiere Sexarbeit als „den einvernehmlichen Austausch sexueller Dienstleistungen zwischen Erwachsenen gegen eine Vergütung“. Dies sei klar zu trennen von Verbrechen wie Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, betonte Masoud.
„Das Bild der Sexarbeitenden ist häufig sehr schablonenhaft“, sagte Masoud. Für viele Menschen sei diese Arbeit eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ihre Kinder zu ernähren oder ihr Studium zu finanzieren. „Anderen bietet sie eine Flexibilität, die sie in ihrem Leben brauchen.“ Sexarbeitende hätten ein Recht auf Sicherheit und verdienten es, mit Würde und Respekt behandelt zu werden, sagte die Expertin der Menschenrechtsorganisation.